Würzburg (POW) Für den Aufbau einer Vertrauensbasis in der unmittelbaren Begegnung mit dem Islam hat sich Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand ausgesprochen. Dabei dürften Christen jedoch nicht eigene Überzeugungen verbergen, sagte er in der Festpredigt bei der Vesper anlässlich des 150. Geburtstags des Seligen Charles de Foucauld (1858-1916). Die Feier der Priestergemeinschaft Jesus Caritas am Sonntagabend, 21. September, in der Würzburger Pfarrkirche Stift Haug stand unter dem Motto „Das Unmögliche tun – Bruder Karl in unserer Zeit“. Zelebrant der Vesper war Bernd Langer, Deutschlandverantwortlicher der Priestergemeinschaft Jesus Caritas.
Hillenbrand machte deutlich, dass Charles de Foucauld auch 150 Jahre nach seiner Geburt eine Faszination auf viele Menschen ausübe, die auf der Suche nach Sinn seien. Aus dessen Lebenserfahrung könnten Menschen heute die zuversichtliche Gewissheit mitnehmen, dass Jesus der Begleiter aller menschlichen Wege sei und keinen fallen lasse, er aber den Menschen die Augen öffnen wolle für Gottes liebende Nähe. An Charles de Foucauld zeige sich, dass es für Jesus keine „unmöglichen Menschen“ gebe, die er von sich aus aufgebe.
De Foucauld, der auch Bruder Karl genannt werde, gehe es in seiner Mission darum, Jesus im gewöhnlichen Leben näher zu kommen, in den oft glanzlosen Begegnungen und Zusammenkünften. Glaubensverkündigung geschehe in seinen Augen nicht durch spektakuläre Mittel, sondern durch die absichtslose, oft unscheinbare Güte. In einer Zeit, die den Glauben entweder als einen abgeschotteten Sonderbereich neben dem „normalen Leben“ sehe oder aber Religion auf aufsehenerregende Events reduziere, könne der Selige auf die alles entscheidende Mitte verweisen, die Gemeinschaft mit Jesus. „Mit seinem Apostolat der Freundschaft stellt er gleichzeitig eine weitverbreitete Wellness-Spiritualität unserer Zeit in Frage, die das eigene körperlich-seelische Wohlbefinden und nicht die Zuwendung zum Mitmenschen zum Maß aller Dinge und auch der Beziehung zu Gott macht. Maßstab ist vielmehr die Freundschaft mit Jesus, die in der Eucharistie gestärkt und erneuert wird“, betonte der Generalvikar.
Mit Blick auf Bruder Karls ungewöhnliche Mittel bei der Glaubensverkündigung folgerte Hillenbrand, dass die heute so oft geforderte Neuevangelisierung nicht mit Sturm und Drang auf schnelle Erfolge setzen könne, sondern eine unter Umständen lange Reifezeit akzeptieren müsse. Im Blick auf die kirchliche Situation in Deutschland frage er sich, ob man nicht in der Euphorie der politischen Wiedervereinigung zu sehr der Hoffnung auf schnelle Bekehrungserfolge erlegen sei und dabei übersehen habe, dass vor all dem die mühsame und geduldige Bereitung des Bodens erfolgen müsse, bevor die Aussaat erfolgen könne. Die Entfremdung neuer gesellschaftlicher Milieus vom christlichen Glauben dürfe nicht einfach als Naturgesetz gesehen, sondern als Auftrag zu einer unverkrampften Begegnung wahrgenommen werden.
Der Wortlaut der Predigt findet sich im Internet unter www.pow.bistum-wuerzburg.de. Weitere Informationen zu Charles de Foucauld unter www.charlesdefoucauld.de.
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