Triefenstein (POW) Den Sinn eines Lebens in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam hat Bischof Dr. Paul-Werner Scheele beim ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 900. Jahrestags der Gründung von Kloster Triefenstein (Landkreis Main-Spessart) am Sonntagabend, 3. November, betont. Den Weg der radikalen Christusnachfolge hätten die Augustiner vor 900 Jahren im Kloster Triefenstein begonnen und über 700 Jahre bis zur Aufhebung des Klosters 1803 fortgesetzt. Heute befänden sich die im Kloster Triefenstein lebenden evangelischen Christusträger auf ihre Weise auf diesem Weg, sagte der Bischof zum Abschluss des Jubiläums im Kloster Triefenstein.
Ein Leben lang arm, ehelos und gehorsam zu leben, führe in die Freiheit, bekräftigte der Bischof. Alle, die so Christus nachfolgten, könnten und sollten durch ihn und mit ihm Modelle der Freiheit und Liebe für die Mitmenschen sein und damit Boten und Zeugen des Reiches Gottes. Die freiwillige Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen stelle eine nicht nur geistliche, sondern auch physische und praktische Ähnlichkeit mit Christus her. Sie schenke die Möglichkeit, sich ungehemmt für Gott einzusetzen. Für die Zukunft der Kirche werde es „lebensentscheidend sein, dass Menschen bereit sind, mit dem ganzen Engagement einer vorbehaltlosen, christusgestalteten Liebe und der geforderten Mobilität totaler Verfügbarkeit das Zeichen der Gottesherrschaft in dieser Welt sichtbar werden zu lassen“, sagte Bischof Scheele.
Alle Menschen, die arm, ehelos und gehorsam leben, sind nach den Worten des Bischofs qualifizierte Zeugen der Botschaft Christi. Sie könnten zur Umkehr motivieren, zur Liebe aus ganzem Herzen ermutigen und zur vollkommenen Hingabe ermahnen. Insbesondere sei ein solches Leben ein Zeichen für die allen Menschen zugedachte Auferstehung.
Kloster Triefenstein bei Marktheidenfeld gehört seit 1986 der evangelischen Bruderschaft der Christusträger. Vor 900 Jahren, am 5. November 1102, wurde das Kloster gegründet. Bischof Emmehard von Würzburg bestätigte die Gründung durch Gerung, einen Würzburger Priester. 700 Jahre lang, bis zur Säkularisation, lebten die Augustinerchorherren in Triefenstein. 1803 war das Kloster im Zuge der Säkularisation in den Besitz der Fürsten zu Löwenstein Wertheim-Freudenberg übergegangen und lange Zeit deren Wohnsitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte es die Bundeswehr, die Kirche diente als Möbellager. Die frühklassizistische Innengestaltung des Gotteshauses, die heute wieder in neuem Glanz erstrahlt, entstand zwischen 1784 und 1788, in der Zeit des letzten Propstes der Augustinerchorherren, Melchior Zösch.
(4502/1419; Telefax voraus)
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