Würzburg/Volkersberg (POW) Die Jungs standen im Fokus der diesjährigen Jugend-Seelsorge-Tagung (Juseta) im Haus Volkersberg am Montag, 17., und Dienstag, 18. November. Rund 120 Teilnehmer und Referenten ergründeten während der beiden Tage Entwicklung und Gefühlswelt, Biologie und Bedürfnisse von Jungs und diskutierten gemeinsam über Möglichkeiten und Probleme im Umgang mit Jungen. Hauptreferent der Veranstaltung war Diplom-Sozialpädagoge Peter Karl aus Augsburg, der die Zuhörer über seine Erfahrungen aus Wissenschaft und täglicher Praxis im Umgang mit den „testosterongesteuerten Wundertüten“ informierte.
„Die Jungen sind in großen Schwierigkeiten“, konstatierte Karl gleich zu Beginn seines Vortrags. Probleme in der Schule, Prüfungsangst, Kriminalität, Medien- und Computerverwahrlosung – all das seien Probleme, von denen zunehmend Jungen betroffen seien. Die Erklärungen für das Verhalten von Jungen seien vielfältig, ein Schlüssel zum Verständnis sei jedoch die Biologie der Jungen: Wettkampf- und Imponierverhalten, Risiko- und Gewaltbereitschaft lägen oftmals im Naturell von Jungs, die in Form „ritualisierter Kämpfe“ eine Rangordnung festlegten. Die Übergänge zwischen ritualisiertem und echtem Kampf seien dabei für Außenstehende immer schwieriger auszumachen. In unserer heutigen Kultur werde typisch jungenhaftes Verhalten oder Jungenaggression deshalb häufig sehr schnell sanktioniert und Jungen würden oftmals fälschlicherweise in die ADHS-Schublade (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) gesteckt.
Karl warb deshalb für ein besseres Verständnis der Psyche von Jungs: „Jungen lernen bewegungs-, erfahrungs- und handlungsorientiert“ und unterschieden sich darin von ihren Altersgenossinnen. Zentral für die Entwicklung von Jungen seien außerdem männliche Bezugspersonen: „Jungen brauchen Männer im Leben, an denen sie sich orientieren können. Die Abwesenheit von Männern in Bereichen wie Kindergarten, Grundschule und oft auch Familie hat fatale Folgen“, warnte Karl. Viel zu oft wüchsen Jungen mit einem negativen Männerbild auf. Den Teilnehmern legte Karl deshalb ans Herz, sich mit dem eigenen Männerbild auseinanderzusetzen. Eine generelle Empfehlung sprach er außerdem aus: „Eltern wollen ihre Kinder immer erziehen, sie wollen sie immer verändern. Erfreuen Sie sich doch zuerst einmal an dem, was Sie haben. Das ist eine gute Grundlage für sämtliche weitere Arbeit.“
In den Workshops hatten die Juseta-Teilnehmer, die vor allem aus den Bereichen kirchliche Jugendarbeit, Pfarrei- und Gemeindearbeit sowie dem Schuldienst kamen, die Möglichkeit, nicht nur Referate zum Thema zu hören, sondern auch selbst aktiv zu werden. Die Schwerpunkte der zehn angebotenen Veranstaltungen reichten dabei vom Umgang mit Jungs in der Schule und auf Freizeiten über das Problemfeld sexuellen Missbrauchs bis hin zur Arbeit mit Jungs im Bereich Sport.
„Wir haben sehr positive Rückmeldungen auf die Veranstaltung bekommen“, erklärte Matthias Zöller, neuer Geistlicher Leiter des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend im Bistum Würzburg (BDKJ), nach Abschluss der Juseta. „Wir hoffen, dass wir die Teilnehmer für die Bedürfnisse der Jungen sensibilisieren konnten. Jetzt geht es darum, dass sie das Erlernte umsetzen. Sie müssen schauen, was der Einzelne tun kann, was strukturell verändert werden muss.“ Gerade im kirchlichen Bereich sieht Zöller viele Möglichkeiten, darunter eine Stärkung des Paten- und Mentorenamtes oder eine verstärkte Einbindung der Väter in der Jugendarbeit und Katechese. Die Frauen seien beispielsweise bei der Kommunionvorbereitung „immer zur Stelle“. Es gelte jedoch nun auch Wege zu finden, „wie wir die Väter ansprechen können“.
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