Als vor vier Jahren der Archivneubau eröffnet wurde, hat man ihn als „Langzeitgedächtnis“ unserer Diözese bezeichnet. Beherbergt dann das neue Medienhaus, das heute offiziell seiner Bestimmung übergeben wird, das „Kurzzeitgedächtnis“ des Bistums? Richtig daran ist, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier tätig sind, sehr kurzfristig auf kirchlich bedeutende Vorgänge reagieren und sie auch möglichst kurzweilig präsentieren - doch durchaus mit dem Anspruch, zu längerfristigen Glaubensperspektiven beizutragen. Dabei ergibt sich eine facettenreiche Vielfalt, deren Entwicklung durchaus erinnerungswert ist. Als durchgängige Erkenntnis lässt sich dabei festhalten, dass unser Bistum mit den jeweiligen Medienaktivitäten stets auf neue Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft reagiert hat. Dies zeigt sich bereits bei der ältesten „Medientochter“ im Bistum, dem Würzburger Katholischen Sonntagsblatt. 1850 gegründet, wollte die Zeitung schon damals Verbindungsglied zwischen Orts- und Weltkirche sein und - gerade in Kulturkampfzeiten - zu einer katholischen Profilierung beitragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich sehr bald, dass in der kirchlichen Bildungsarbeit und in der Katechese neue Wege gegangen werden mussten. Mit tatkräftiger Förderung von Bischof Julius Döpfner und unter der Leitung von Domkapitular Theodor Kramer wurden die Grundlagen für die AV-Medienarbeit gelegt, die in der Folge mit jeweils neuen technischen Möglichkeiten immer „nah dran“ war, wenn es galt, Glaube und Kirche in den verschiedensten Milieus präsent zu machen. 1956 erfolgte auf Initiative von Prälat Berthold Lutz, dem unermüdlichen „Medienmotor“ der Diözese, die Errichtung der KBA als Fachstelle für katholische Büchereiarbeit. Die Ausleihzahlen machen deutlich, dass das schon mehrmals als Medium totgesagte Buch gerade in der Kirche nach wie vor ein höchst lebendiges Kommunikationsmittel ist. 1972 erfolgte die Einrichtung der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats, die als Kommunikationsebene zwischen Bistumsleitung, Medienvertretern und Öffentlichkeit immer wichtiger geworden ist. Gerade in einer Zeit, in der kirchliche Positionen im vielstimmigen Nachrichten- und Meinungskonzert nicht automatisch Gehör finden, kommt es hier entscheidend auf kompetente und sensible Informations- und Kontaktpflege an. Wegen ihrer Doppelfunktion als Medienabteilung und Stabsstelle der Bistumsleitung bleibt die Pressestelle auch künftig im Generalvikariat. Neuen Entwicklungen im Mediensektor wurde im Blick auf die verstärkte Bedeutung der Privatsender mit der Gründung einer eigenen Radio- und Fernsehredaktion Rechnung getragen; dies war 1987 bzw. 1996 der Fall. Vor allem unsere TV-Redaktion konnte sich mit dem von ihr mitentwickelten bayernweiten Fernsehmagazin „Immer wieder sonntags“ auch über die Diözese hinaus profilieren. Dazwischen lag 1991 die Einrichtung einer Stelle für Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarrgemeinde, die mit ihrem Pfarrbriefservice auch deutschlandweit Angebote macht. Es bleibt zu hoffen, dass diese Abteilung auch bei der Bildung der Pfarreiengemeinschaften „nah dran“ ist und für die Arbeit vor Ort gute Impulse liefert. Auf Bistumsebene wurde 2001 eine zentrale Stelle für die verschiedensten Ebenen der Öffentlichkeitsarbeit geschaffen und um eigene Filialen in Schweinfurt und Aschaffenburg erweitert. Eine neue Ära in der Mediengeschichte begann mit dem Siegeszug des Internet - für viele Menschen heute das Kommunikations- und Informationsmittel schlechthin. Es war ein mutiger Schritt, dass bereits 1997 eine eigene Internetredaktion gegründet und in der Folge auch personell verstärkt wurde, aus der dann als „eigenständiges Kind“ die Internetseelsorge hervorging. Als letztes Kapitel der neueren Mediengeschichte des Bistums wäre die vor einem Jahr erfolgte Einrichtung einer Fundraising-Stelle zu nennen, die unter Nutzung moderner Medientechnik den Verantwortlichen vor Ort helfen soll, neue finanzielle und ideelle Ressourcen zu erschließen - auch hier ist das Bistum wieder „nah dran“.
Was nach außen hin wie eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte wirkt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hinter den einzelnen Entwicklungsschritten ein langes und intensives Suchen, ja oft auch ein Ringen um die besten Lösungen stand. Dies gilt auch für die Einrichtung dieses Medienhauses. Es sei nicht verschwiegen, dass es Ängste gab, eine über lange Zeit gewachsene Eigenprofilierung einzelner Abteilungen könnte durch die Konzentration an einen Ort zurückgedrängt werden. Aber nachdem schon seit längerer Zeit (ab 1983) in Würzburg das Medienreferat als „Dachorganisation“ besteht und in Verbindung mit allen Verantwortlichen über sinnvolle Synergieeffekte in unserer Medienarbeit nachgedacht wurde, war dies ein konsequenter Schritt. Ich erhoffe mir von ihm nicht zuletzt kürzere Wege in der Kommunikation und eine Stärkung der Kollegialität . Außerdem kann ein gemeinsames Medienhaus dazu beitragen, die dort geleistete Arbeit auch äußerlich sichtbar stärker präsent zu machen und zu verdeutlichen, dass sich die verschiedensten Bereiche vom Grund und Ziel ihrer Arbeit her der einen Sendung unserer Kirche verpflichtet wissen, die vielstimmig zum Ausdruck kommt.
Mit meinem Dank an alle, die am Zustandekommen diese Projekts maßgeblich mitgewirkt haben - stellvertretend nenne ich den Bereichsleiter Medien, Herrn Karl-Peter Büttner - verbinde ich den Wunsch dass im neuen Medienhaus stets ein guter Geist herrscht, der darzu beiträgt, dass unser Bistum weiterhin „nah dran“ ist - an Gott und den Menschen.