Würzburg/Aschaffenburg/Amorbach (POW) Es ist halb zehn am Morgen, als die jugendliche Eroberung in Würzburg beginnt. Sieben Busse rollen am Residenzplatz an und 400 Schülerinnen und Schüler der Theresia-Gerhardinger-Realschule Amorbach steigen aus. Etwa eine halbe Stunde später fährt im Hauptbahnhof ein Sonderzug aus Aschaffenburg ein: In ihm stehen dicht gedrängt 1200 weitere Schülerinnen der Maria-Ward-Schulen. Sie alle haben am Tag der katholischen Schulen in der Kiliani-Wallfahrtswoche ein Ziel: den Dom zu Würzburg mit den Reliquien der Frankenapostel.
Schon der Weg zum Dom gestaltet sich als kleines Abenteuer. Schnell gehen in der Masse mal ein paar Klassenkameraden verloren. Lehrerin Maria Klinkenberg hat deshalb vorgesorgt und hält ihre 6b von der Maria-Ward-Realschule geschickt zusammen: Langsam marschiert sie vorneweg und schwenkt dabei in der rechten Hand die Flagge Großbritanniens – die übersieht keiner. Begleitet von der Polizei müssen sie noch durch die ganze Innenstadt, doch Grund zur Panik gibt es nicht: Noch über eine halbe Stunde bis zum Festgottesdienst. Die Schüler aus Amorbach sind schon lange am Dom angekommen und nutzen die Zeit: Die ersten genießen gerade auf der Kiliansmesse ihr zweites Frühstück – statt Cornflakes gibt es Würzburger Bratwurst im Brötchen.
Um kurz vor elf haben es dann auch die letzten Nachzügler in den Dom geschafft. Am Schrein mit den Häuptern der Frankenapostel werden noch schnell ein paar Bilder geknipst – ein Andenken fürs Fotoalbum. Kein Platz ist mehr frei, selbst der Raum vor den ersten Bankreihen wird genutzt. Die Schüler setzen sich auf den Boden oder auf die Ränder der Treppe zum Altarraum – Beschwerden gibt es heute keine, im Gegenteil: „Die Kirche ist jung, das sehen wir sehr beeindruckend. Ich wünschte mir, dass der Dom immer so gut gefüllt ist wie heute“, ruft Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei seiner Begrüßung.
Wie die Wallfahrtswoche steht auch der Gottesdienst unter dem Thema: „Zur Hoffnung berufen“. Wie gut dieses Motto auch auf die Gründungsgeschichten der Schulen aus Amorbach und Aschaffenburg bezogen werden kann, stellen die Schüler in einem kurzen Anspiel dar. „Maria Ward erlebte selbst nicht die Verwirklichung ihres Lebensziels. Trotzdem sind ihre letzten Worte voller Hoffnung: ‚Bleibt meinem Werke treu und führt es weiter. Gott wird euch den Sieg verleihen!‘ Und sie behielt recht: Heute ist ihr Orden anerkannt, und ohne ihre Hoffnung gäbe es unsere Schule nicht“, trägt eine Schülerin aus Aschaffenburg vor. Und eine Schülerin aus Amorbach erzählt: „Auch nach 200 Jahren gibt uns Karolina Gerhardinger Hoffnung und Sicherheit, dass es sich lohnt, Verantwortung zu übernehmen für eine Veränderung von Strukturen, die Armut verursachen.“
„Wir leben von der Hoffnung“, betont Bischof Hofmann in seiner Predigt. Leider würden Hoffnungen oft zerstört, etwa durch Streit, Krankheit oder Tod. Doch wahr machen könne die Hoffnung weder ein Schicksal noch ein Zufall, sondern nur der Gott der Liebe. „Ohne Liebe verkümmert der Mensch. Und deswegen ist es so wichtig, dass junge Menschen Liebe erfahren können“, sagt der Bischof. Sowohl die Frankenapostel als auch Maria Ward und Karolina Gerhardinger hätten sich von der Liebe tragen lassen. „Haben wir selbst dieses Feuer, das wir brauchen, um eine Hoffnung in diese Welt hineinzubringen, sodass andere elektrisiert werden? Wir brauchen junge Menschen, die den Wert der Hoffnung erkennen und heute durch ihr Leben bezeugen.“
Wie sich auch heute junge Menschen im Glauben begeistern lassen, zeigt sich dann am Ende des Gottesdienstes: Nach den Danksagungen an die Organisatoren und beteiligten Chöre und Musikgruppen brandet ein lauter Applaus auf, der nur ganz langsam abebbt. Ebenso langsam geht auch der Ansturm zur Essens- und Getränketheke nach der Messe im Innenhof des Domkreuzgangs zu Ende: 1600 Schüler wollen ihren Durst löschen und ihre Mägen füllen. Doch die Stimmung bleibt ungetrübt – viele nutzen die Chance zum Austausch. „Es gefällt mir sehr gut hier. Wir haben auch Schüler aus Amorbach oder alte Lehrer von uns getroffen“, erzählt Julia Büttner aus der zehnten Klasse der Maria-Ward-Realschule. Für Janina Raab aus derselben Klasse war der Gottesdienst der Höhepunkt des Tages – darauf hat sie sich am meisten gefreut. Doch nach dem Essen geht sie mit ihren Klassenkameradinnen in die Stadt einkaufen. Diese Chance dürften sie sich nicht entgehen lassen – so oft seien sie schließlich nicht in Würzburg. dw (POW)
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Tag der kirchlichen Schulen Amorbach und Aschaffenburg 2008
