Die jüngste Verlautbarung der römischen Glaubenskongregation „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ hat in der Medienwelt, vor allem hier in Deutschland, für Wirbel gesorgt. Manche Kommentatoren und auch Kirchenverantwortliche auf evangelischer und katholischer Seite haben dazu Stellung genommen. Die Bandbreite der Meinungen ist weit.
Betrachtet man das Dokument – wie es wohl gedacht ist – als korrigierende Stellungnahme zu abweichenden innerkatholischen theologischen Lehren über die Kirche, so hat es sicher seine Berechtigung. Ob es ökumenisch betrachtet zum richtigen Zeitpunkt kam und die im Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils bewusst erklärte „Art und Weise der Formulierung des katholischen Glaubens“ genügend achtet, die für „den Dialog mit den Brüdern“ (und Schwestern) „keinerlei Hindernis bilden“ darf (UR Nr. 11), sollte man zumindest hinterfragen.
Ob es deshalb gleich schon „ökumenisch brüskierend“ ist oder eine römische „Fahrlässigkeit“ vorliegt, wie der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, meinte, darf man zumindest bestreiten, denn die Chancen des Papiers liegen doch in einem noch vertiefteren ökumenischen Austausch über das Kirchenverständnis auf allen Seiten und miteinander. Vom bisherigen ökumenischen Dialog wird mit dem Papier nichts zurückgenommen. Zugunsten seiner Fortschreibung scheint hier aber genau ein gewisser „Nachholbedarf“ sichtbar zu werden. Die unterschiedlichen Vorstellungen von Kirche dürfen nicht verwischt werden, sie müssen klarer in das Gespräch eingebracht werden. Offensichtlich meinen nicht alle das Gleiche, wenn sie von „Kirche“ sprechen. Damit ist der Dialog keineswegs abgeschlossen, er muss vielmehr neu beginnen. Hier liegt eine ökumenische Chance, die „unterschiedlichen Typen von Kirche“ (Kardinal Walter Kasper) profiliert im Austausch zu erörtern. Die Konsensökumene ist nicht tot, wie der reformierte Systematiker Ulrich Körtner schon vor einiger Zeit festzustellen meinte, sie steht vielmehr vor neuen Herausforderungen, die um der sichtbaren Kircheneinheit willen angegangen werden müssen.
Dr. Petro Müller, Ökumenereferent der Diözese Würzburg
(2907/1055; E-Mail voraus an Volksblatt)