Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Glücksfall für die Ökumene“

Görres-Gesellschaft ehrt Walter Kardinal Kasper in Würzburg mit Ehrenring 2008

Würzburg/Rom (POW) Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, ist mit dem Ehrenring der Görres-Gesellschaft 2008 ausgezeichnet worden. Bei einem Festakt in der Würzburger Neubaukirche überreichte der Präsident der Gesellschaft, Professor Dr. Wolfgang Bergsdorf, am Sonntag, 28. September, den Ehrenring an den römischen Kurienkardinal. Karl Kardinal Lehmann bezeichnete Kasper in der Laudatio mit den Worten des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. als „Glücksfall für die Ökumene“. Zuvor betonte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Gottesdienst für die Görres-Gesellschaft im Kiliansdom, ethische Werte seien der Verfügbarkeit menschlichen Zugriffs entzogen und damit beständig. Über „die Gottesfrage als Zukunftsfrage“ sprach Kardinal Kasper beim Festakt. „Es ist Zeit, von Gott zu reden, ihn zu bezeugen und zu denken", sagte Kasper.

Kardinal Lehmann blickte in der Laudatio auf das Lebenswerk Kardinal Kaspers. „Es zeichnet Walter Kasper von Anfang bis heute aus, dass er die Vermittlung zwischen Kirchlichkeit, Wissenschaftlichkeit und Offenheit für die Zeichen und Probleme der Zeit nie aufgab und allen Extremen nach verschiedenen Seiten eine Absage erteilte.“ Besonders in der nachkonziliaren Epoche sei Kasper einer der hoch geschätzten und anerkannten systematischen Theologen geworden. Als Professor in Tübingen sei Kasper ein maßgebender Mann auch in der Beratung der Bischöfe auf allen Ebenen gewesen und während der Gemeinsamen Synode in Würzburg wichtiges Mitglied der Kommission „Charismen/Dienste/Ämter“.

Stets sei das Gespräch der Theologie mit dem zeitgenössischen Denken ein Grundanliegen Kaspers gewesen, würdigte Kardinal Lehmann. Als Bischof von Rottenburg-Stuttgart sei Kasper trotz zahlreicher Beanspruchungen mit Leib und Seele Theologe geblieben, der auch von Papst Johannes Paul II. sehr geschätzt und vor bald zehn Jahren zum Präsidenten des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen nach Rom berufen worden sei. „Walter Kasper konnte aus seiner Lebensgeschichte unglaublich viel in diesen Dienst einbringen: die große Kenntnis und die hohe Wertschätzung des Theologen, die ökumenischen Erfahrungen in unserem Land, das Wissen um die pastorale Praxis in unseren Diözesen, dazu die Weisheit des Bischofs einer großen und immer auch für Neues offenen Diözese“, sagte Kardinal Lehmann. Kasper habe die ökumenischen Aufgaben der katholischen Kirche nach allen Seiten hin mit diesen Gaben und mit einem überzeugenden Gesicht sehr förderlich und wirksam gestalten können. Gerade im Ursprungsland der Reformation sei man für das vielfältige Lebenswerk Kaspers, besonders im Einsatz für die Einheit der Kirche, dankbar. Der Ehrenring der Görres-Gesellschaft sei dafür ein gutes und tiefes Symbol.

Bischof Hofmann wies in seiner Predigt darauf hin, dass sich die Gesellschaft weltweit in einem Gärungsprozess befinde, der die christlichen Wertvorstellungen – zumindest teilweise – in Frage stelle. Eine mögliche Ursache könne die Vorstellung von vermeintlicher Wertefreiheit der Wissenschaft sein. „Das Problem besteht darin, dass sich innerhalb der Gesellschaft Wertvorstellungen nach eigenem Gutdünken bilden und verändern. Wir können unschwer feststellen, dass sich innerhalb der beiden letzten Generationen die Vorstellung von dem, was Werte sind, erheblich gewandelt hat“, sagte der Bischof. Der manchmal geradezu an Naivität grenzende Glaube an die Neutralität und den Segen der Wissenschaft werde als der Königsweg angesehen.

Wissenschaftliche Vernunft könne aber keine ethischen und sozialen Werte schaffen, unterstrich Bischof Hofmann. Ethische Werte könnten nicht allein mit einer vermeintlichen einsichtigen Logik oder einer wissenschaftlichen Rationalität gefunden und begründet werden. Die im jüdischen und christlichen Glauben vorgegebenen und erprobten Werte seien Grundlagen, auf denen die Menschheit eine tragfähige gemeinsame Zukunft gestalten könne. „Jenseits diktatorischer und auch demokratischer – per Abstimmungen – veränderbarer Rechtsgrundlagen ist hier ein Wertefundament der Verfügbarkeit menschlichen Zugriffs entzogen und damit beständig.“ So sehr die Politik auf ethische Grundlagen angewiesen sei, so wenig könne sie diese selbst hervorbringen. „Ethische Grundlagen, sprich der Wertekanon, ist dem Menschen vorgegeben und nicht von ihm selbst gemacht“, betonte der Bischof. Die Christen seien aufgerufen, nicht gegen die anderen, sondern nur mit den anderen, die gegenwärtigen Risiken zu bewältigen. Diesem Anliegen habe sich die Görresgesellschaft verschrieben.

Rund 500 Wissenschaftler kommen zur Generalversammlung der Görres-Gesellschaft vom 27. September bis 1. Oktober in Würzburg zusammen. Bei 100 öffentlichen Vorträgen in der Universität Würzburg am Sanderring 2 stehen Themen zur Philosophie, Pädagogik, Psychologie, Geschichte, Religionswissenschaft, Kunst, Musik, Volkskunde und Soziologie sowie zu Natur-, Rechts- und Staatswissenschaften auf dem Programm. Weitere Informationen unter www.goerres-gesellschaft.de.

bs (POW)

(4008/1157; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar unter www.kna-bild.de