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Glaubensfreude bei Erziehern und Lehrern

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer beim Pontifikalgottesdienst zum Tag der Verantwortlichen in Schule und Erziehung am 13. Juli 2007 im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer zum heiligen Kilian!

Vor einiger Zeit erschien ein Buch mit dem Titel „Wir brauchen keinen Gott“. Gleichzeitig berichten Nachrichten-Magazine über den Kreuzzug der neuen Atheisten. „Eine neue Generation von Skeptikern und Wissenschaftlern habe sich aufgemacht, die Welt vom Glauben zu befreien.“ Anscheinend sind die kämpferischen Atheisten mit sich und ihrem jahrelangen Bemühen, den Glauben lächerlich zu machen oder als überholt hinzustellen, nicht so recht zufrieden. Sie haben ihr Ziel doch nicht so erfolgreich erreicht, wie sie hofften. Man spricht im Gegenteil vom neuen Erwachen der Religion und des Glaubens. Man kann zwar noch nicht in Euphorie verfallen über diesen Wechsel der Grundstimmung. Dafür erleben Sie in Ihrem Umkreis und in der Schule oft noch eine andere Grundstimmung. Man darf wohl sagen: Die Gottvergessenheit ist noch nicht überwunden. Und gerade in der Schule, bei Kindern und Jugendlichen, führt weitgehend Gott eine Randexistenz. Wir selber, die Erwachsenen, haben noch nicht zu einer unverkrampften, frohen Religiosität und Kirchlichkeit zurückgefunden. Aber das veränderte Großklima sollte doch wieder mehr Mut zum Glauben und mehr Freude am Glauben aufkommen lassen.

Liebe Schwestern und Brüder!In der Geschichte Israels und in der Kirche gab es immer auch Zeiten, in denen die Freude am Glauben nicht gerade mitreißend gezeigt wurde. Das hatte äußere und innere Gründe. Die heutige Lesung lässt uns zurückschauen auf eine bedrückende Zeit in der Geschichte des Gottesvolkes. Jerusalem und mit ihm der prachtvolle Salomonische Tempel war ein einziger Trümmerhaufen. Das Gesetz Gottes, das Wort Gottes, war schon lange nicht mehr in der Öffentlichkeit zu hören gewesen. Und die Zukunft war recht düster. „Wir werden niemals mehr die früheren glanzvollen Zeiten in Jerusalem erleben – mit den wunderbaren Gottesdiensten, Liedern und Gesängen.“ Da sahen zwei verantwortungsvolle Männer ihre Aufgabe, das Volk zu ermutigen: der Statthalter, Bürgermeister von Jerusalem namens Nehemia und der Priester und geistliche Ratgeber Esra. Sie riefen das Volk auf, den äußeren und inneren Wiederaufbau zu wagen und anzupacken. Ihre Worte haben wir gehört: „Habt keine Angst. Macht euch keine Sorgen. Die Freude an Gott ist unsere Stärke!“. Das Volk ließ sich mitnehmen zu diesem glaubensfrohen Wiederaufbau. Ähnliches haben wir ja nach dem totalen Zusammenbruch des Dritten Reiches, des Nazisystems, in unserem Land erlebt. Die Kirchen waren es, die Bischöfe und verantwortungsbewussten christlichen Politiker haben zum Wiederaufbau unseres Landes und Europas beigetragen. Wir wissen, dass es Politiker aus christlichem Geist waren, die das neue Europa und sogar den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau in die Wege geleitet haben. Und damals hat gerade in unserer Diözese der erst 35-jährige Bischof Julius Döpfner uns junge Leute durch sein Wort mitgerissen, den äußeren und inneren Wiederaufbau mitzutragen. Auch heute ist ein ermutigendes Wort wichtig, wie dieses: „Habt keine Angst. Die Freude an Gott ist unsere Stärke“.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Sie wissen aus Studium und Lebenserfahrung, dass gerade im Lernprozess die Freude an der Sache eine wichtige Voraussetzung ist für Lernerfolge. Wer etwas nicht mit Freude tut, wird auf die Dauer nicht bei der Sache bleiben. Die „Freude“ ist gleichsam die Triebfeder unseres Lebens, ja allen Lebens in der Schöpfung. Besonders im geistlichen Leben, vorab in religiösen Vollzügen, muss letztlich Freude dabei sein, wenn Glaube tragfähig bleiben soll. Man kann auf Dauer kein Christ sein, wenn man keine Freude an Gott, an Christus hat. Sonst wirft man auch noch die letzten Bindungen an die Kirche, die Glaubensgemeinschaft, weg. Aber wie kommt man zu Freude an Gott, am Glauben? Ich denke: Die Freude an Gott kann man sich zunächst nicht erkaufen. Sie ist ein Geschenk und eine Lebenskraft, die uns zugewachsen ist – vom Heiligen Geist, aber auch durch glaubensfrohe Menschen. Die Glaubensfreude von Vorbildern, guten Menschen, kann ansteckend sein und ist sie. Wer nie als Kind, als Heranwachsender, glaubensfrohe Menschen, Eltern, Pädagogen und Freunde erlebt hat, hat es schwer, Geschmack am Glauben an Gott zu gewinnen. Das beruhigende Gebet der Mutter oder des Vaters beim abendlichen Zubettgehen des Kleinkindes hat eine tiefe Lebensprägung. Ebenso das Erleben der Glaubensgemeinschaft beim Feiern der Gottesdienste. Und natürlich auch besonders das Erspüren der Glaubensfreude bei den Erziehern und Lehrern. Nicht was wir im Unterricht vermitteln, ist oft entscheidend und lebensprägend, sondern wie wir es vermitteln. Der beste Katechismus ist noch keine Garantie, dass die Freude an Gott sich einstellt, vielmehr wie Katecheten und Katechetinnen über den Glauben sprechen, von der Freude an Gott erfasst sind. Oft sind es kleine Dinge, scheinbar Nebensätze, die wir sagen oder wie wir sie sagen, die Freude wecken an Gott, an der Kirche. Und die Grundzustimmung zu unserem Glauben erwächst den jungen Leute mehr aus dem, wie wir zum Glauben, zu Christus stehen, als aus dem, was wir dozieren. Es scheint, das Entscheidende in unserer Glaubensvermittlung, im Religionsunterricht ist nicht steuerbar, sondern hat seine eigenen Gesetze. Die eigene Freude aber am Glauben erwächst aus dem frohen Glaubensleben. Das heißt für uns: Aus der tiefen Freundschaft mit Jesus, aus einer lebendigen Beziehung zur Kirche, aus dem Gebet und der persönlichen Gottesbeziehung. Anders stellt sich keine Freude am Glauben ein. Natürlich braucht es die Fähigkeit für einen Katecheten, Rede und Antwort zu geben, wenn man nach dem Grund unseres Glaubens, unserer Glaubensfreude fragt (vgl. Petrusbrief).

Liebe Schwestern und Brüder in Verantwortung in Schule und Erziehung!Ich denke: Sie sind überzeugt, dass junge Menschen zu allen Zeiten und besonders heute eine rechte Lebenseinstellung und Geisteshaltung brauchen, um ihr Leben sinnvoll, erfüllend und auch bereichernd für andere Menschen und für das Gesamt unserer Gesellschaft zu gestalten. Sie, die kommenden und jetzigen Pädagogen, haben ja auch aus diesen Gründen und Einsichten ihren Beruf gewählt und lassen sich heute auch die kirchliche Sendung dazu geben. Sie alle kennen die real existierenden Herausforderungen unserer Zeit an die jungen Menschen und sehen sich in die Pflicht genommen, ihren Teil beizutragen, dass die kommende Generation aus der Freude an Gott sich einsetzt für Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Man mag ja die „Seligpreisungen“ aus dem Evangelium des Festtages unserer Frankenapostel vielleicht oberflächlich als christliche Utopie oder nicht voll lebbar beurteilen, „aber Zukunft hat nur der Mann der Friedens“ heißt ein anderes Schriftwort. Selig die Frieden stiften! Man mag ja den Verzicht von Gewaltanwendungen gerade heute von den Politikern fordern, aber im persönlichen Leben machen wir da schon gerne Abstriche, wenn es um unseren kleinen Machbereich geht. Doch irgendwie spüren wir: Die Seligpreisungen des Evangeliums sind schon der Weg in die richtige Richtung. Jedenfalls müssen wir uns wohl als Christen heute mit einer Grundstimmung in unserer Welt auseinandersetzen, die fragt: Ist es denn wirklich schlimm, reich zu sein, satt zu sein, zu lachen, gelobt zu werden? Papst Benedikt XVI. schreibt in seinem Buch „Jesus Christus“: „Friedrich Nietzsche hat seine zornige Kritik des Christentums gerade an diesem Punkt angesetzt, der einmal fragte: Welches war hier auf Erden bisher die größte Sünde? War es nicht das Wort dessen, der sprach: Wehe denen, die hier lachen?“ Und der Papst sagt weiter: „Den Verheißungen Christi entgegen behauptet Nietzsche: Wir wollen gar nicht das Himmelreich. Männer sind wir geworden – so wollen wir in das Erdenreich“. So wird dem weiten Blick Jesu eine saftige Diesseitigkeit entgegen gestellt. Nun – wir wissen nach der entsetzlichen Katastrophe in unserem Land durch die Nazis, die in Nietzsche ihren Evangelisten sahen, wohin diese Geisteshaltung führt. Aber im Grunde ist das Lebensgefühl von heute von diesem Nietzsche-Evangelium noch bestimmt, auch – so wörtlich der Papst – „wenn die Preisung des Milden, des Erbarmenden, des Friedenstifters, des lauteren Menschen, uns dennoch anrührt.“ Aber an den Seligpreisungen geht kein Weg vorbei, wenn wir Freude am Glauben, Freude am Leben, Freude an der Schöpfung haben und bewahren wollen.

Schwestern und Brüder!

Wir feiern heute diese Eucharistiefeier auch im Blick auf die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan. Sie waren die Lehrer unseres Frankenlandes nicht durch äußere Gelehrsamkeit und reiches Schriftgut, sondern durch ihr Leben bis in den Tod. Welch glaubende, frohe Menschen müssen sie gewesen sein im Leben, dass ihre Biographie im Blick auf ihre Ahnung von ihrem gewaltsamen Tod sagt: „Als die Zeit ihres Leidens ... herannahte, gaben sie sich Tag und Nacht dem Gebet hin: froh, ohne Traurigkeit, ergeben ohne Furcht, in heiterer Erwartung des Tages, der sie zur Krone des Martyriums führen werde.“ Die Freude an Gott war ihre Stärke. Die gleiche Freude an Gott sei Ihre, Euere Stärke.Amen.

(2907/1076)