Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, wieder einen anderen steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diese bösen Menschen vernichten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen? Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die Früchte des Reiches Gottes bringt.
Matthäus 21,33–42.44.43
Der Text des aktuellen Evangeliums liest sich wie die Beschreibung eines Fernsehkrimis am Sonntagabend. Da wird von Mord und Totschlag berichtet, da geht es um Macht und Besitz, um Hass und Neid und um Menschen, die dafür sogar töten.
Und es geht um den Sohn, der alles erben wird und dafür sterben muss. Und dieser Krimi hat kein gutes Ende, denn der Sohn stirbt durch die Hand derer, die eigentlich nur Angestellte des Weinbergbesitzers sind. Die Hörer damals wie heute erkennen sehr schnell, dass Jesus da von sich, seinem Volk und seinem Schicksal spricht.
Die Diener, die der Herr des Weinbergs aussendet, sind die Propheten und Mahner Gottes und der Winzersohn ist Jesus selbst, der den Tod erleiden wird. Er wollte die Ernte des Lebens einfahren, er wollte die Früchte der Botschaft und der Liebe Gottes ernten, doch er erntete nur Hohn und Spott, Ablehnung und Tod. So wird dieses Gleichnis zu einer Mahnung an sein Volk und seine Zeit.
Doch in diesem Evangelium steckt bei aller Tragik auch eine frohe Botschaft. Zunächst einmal jene, dass der Herr des Weinbergs, also Gott selbst, eine gute Erde geschaffen hat.
Er legt den Weinberg der Welt an, er erschafft eine gute und sichere Erde, auf der etwas wachsen und reifen kann, und gibt sie in die Verantwortung der Menschen. Ja, er verpachtet seine Schöpfung an uns, die Menschen, und überlässt uns die Sorge für seine und unsere Welt. Und er geht davon aus, dass wir das, was uns anvertraut ist, hegen und pflegen. Das ist Gott und so ist Gott zu uns. Er schafft eine Welt für uns und gibt sie uns in die Hände.
Und er hofft, dass am Ende des Jahres, also am Ende der Zeiten, so darf man die Erntezeit sehen, dass dann von uns eine gute Ernte eingefahren wird, dass seine Botschaft Früchte trägt. Wir sind also verantwortlich für das, was hier bei uns wächst und gedeiht.
Und wie im richtigen Leben muss er erleben, dass nicht alles so ist und wird, wie er es sich vorstellt und erhofft.
Gerade in unseren Tagen ist die berechtigte Sorge um die Zukunft unseres Planeten, um Leben hier auf unserer Erde ein weltweites Thema und treibt so manche auf die Straßen und die Plätze der Städte. Und da gilt es als verantwortungsbewusste Kinder Gottes die nötigen Schritte für eine bessere Zukunft zu gehen, die Zeit drängt.
Doch die Menschen sind es mit ihrem – mit unserem – Streben nach Erfolg und Besitz, mit ihrem Neid und ihrer Vorstellung, dass alles ihnen gehört und nicht dem Herrn der Welt, die die gute Schöpfung, das Leben in Gefahr bringen.
Doch selbst wenn der Sohn Gottes an dieser Ablehnung durch die Menschen sterben wird, sterben muss, so bringt er doch die Botschaft mit, in seinem Tod und in seiner Auferstehung, dass er der Eckstein ist, also der Halt und der Grund, auf dem das Leben und die Zukunft gelingen kann und soll.
Wer sich, so sagt dieses Evangelium, wer sich auf Gott verlässt und auf Gott sein Leben und sein Streben nach Glück, Erfolg und Wohlergehen aufbaut, der darf auf die Früchte seines Handelns vertrauen.
In unseren Händen liegt die Zukunft der Welt und das Wohlergehen der Menschen inmitten der Schöpfung. Vergessen wir dies nicht und vergessen wir nicht, immer wieder danke zu sagen dem Schöpfer, der täglich seine Schöpfung neu belebt.
Robert Borawski (robert.borawski@bistum-wuerzburg.de) ist Pfarrer im Ruhestand.