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Ein Wegbegleiter der Menschen

Domdekan Prälat Kurt Witzel wird am 19. September 70 Jahre alt und verabschiedet sich als Dompfarrer

Würzburg (POW) Er hat sich immer als Seelsorger gesehen, als guter Wegbegleiter der Menschen – hin zu Gott. Den Menschen will er Angst nehmen und ihnen die Freundschaft mit Jesus eröffnen. In nunmehr sieben Lebensjahrzehnten hat er dies immer wieder verwirklicht, 20 Jahre davon mit den Menschen im Herzen Würzburgs, den Gläubigen der Dompfarrei Sankt Kilian. Am Freitag, 19. September, wird Domdekan Prälat Kurt Witzel 70 Jahre alt. Wenige Tage später wird er sich als Pfarrer von Dom, Neumünster, Sankt Peter und Paul sowie der Hofkirche verabschieden. Die Ämter des Domdekans und des Ordensreferenten der Diözese Würzburg führt er vorerst weiter.

Der leidenschaftliche Bergwanderer sieht sein Leben als große Bergtour – mit Jesus als Bergführer. Sanfte Wiesen stehen bei Witzel als Bilder für seine Kinder- und Jugendtage. Nach Geburt und ersten Kinderjahren in Aschaffenburg zieht die Mutter 1944 mit dem sechsjährigen Kurt und weiteren vier Kindern in ihre Heimat Nordheim/Rhön zurück. Einen Tag nach dem Umzug trifft eine Bombe das Wohnhaus in Aschaffenburg. Witzels Vater muss Kriegsdienst leisten. Bei den Großeltern gefällt dem jungen Kurt besonders die Feldarbeit. Er will Bauer in der Rhön werden. 1949 kommt Witzel aber ans Gymnasium in Münnerstadt und wohnt im Studienseminar Sankt Josef der Augustiner. Die Familie zieht 1953 wieder nach Aschaffenburg, Witzel bleibt im Münnerstädter Internat.

Nach dem Abitur 1958 heißt es, die Entscheidung für die weitere Bergroute zu fällen. Bauer, Förster und Priester – das waren einst die Wunschberufe in Kindertagen. Witzel studiert Maschinenbau, um Ingenieur zu werden. Doch die Gedanken lassen ihn nicht los: „Genügt es mir, im weißen Kittel durch den Betrieb zu laufen und Maschinen zu konstruieren? Soll ich lieber doch einen Beruf wählen, bei dem ich mit den Menschen zu tun habe?“ Witzel kippt das Studium und tritt 1959 ins Priesterseminar Würzburg ein. Theologie studiert er in Würzburg und Innsbruck, „der Berge zuliebe“. Aber auch Jesuiten wie Karl Rahner locken ihn im Freijahr an den Inn. 1965 ist Witzel am entscheidenden Punkt seiner Bergtour angelangt: Bischof Dr. Josef Stangl weiht ihn am 27. Juni in der Seminarkirche Sankt Michael in Würzburg zum Priester.

„Herr Jesus Christus, gib Deinen Priestern die Gnade, Dir würdig zu dienen. Gib ihnen die Kraft der Liebe für die Menschen unserer Zeit.“ Was auf Witzels Primizbildchen steht, soll sein weiteres Priesterleben prägen: „Mit diesem Motto bin ich auf die Menschheit losgegangen.“ Witzel will da sein für die Menschen, will mit ihnen ins Gespräch kommen und sie in allen Lebenslagen begleiten. Als Kaplan in Oberleichtersbach von 1965 bis 1968 und in Eltmann von 1968 bis 1973 ist er vor allem als Jugendseelsorger gefragt. Bis heute bestehen Freundschaften in die Rhön und in die Haßberge. Als Kaplan hatte Witzel mit fünf Jugendlichen aus Oberleichtersbach der Rhön-Gemeinde den Mont Blanc bestiegen.

An der nächsten Wegkreuzung zeigt der damalige Militärseelsorger und spätere Domkapitular Prälat Hartmut Wahl dem jungen Kaplan, wohin der weitere Weg führen könnte. Wahl überzeugt Witzel von der Bedeutung der Militärseelsorge. Dieser findet Gefallen und wird 1973 Militärseelsorger in Hammelburg und Kuratus der Kirchengemeinde Christkönig im Lager Hammelburg. 1981 wird Witzel Standortpfarrer und Militärdekan in Veitshöchheim. „Wir müssen stark sein, damit der Frieden erhalten bleibt“, lautet vor allem in der 1980er Jahren die Devise. Für den Seelsorger gilt es, die Ängste mancher wehrpflichtiger Soldaten vor einem Krieg aufzufangen und Brücken zwischen Befürwortern und Gegnern der Aufrüstung zu bauen.1986 wechselt Witzel von der Militär- in die Pfarrseelsorge und übernimmt die Pfarrei Lohr-Sankt Pius. „Ich wollte wieder in die Pfarrseelsorge“, sagt er. Er fühlt sich wohl in Lohr, wird auch Dekan und richtet sich für eine längere Zeit ein. Doch da ereilt ihn nach gut zwei Jahren im Spessart wieder der Ruf seines Bergführers. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele will Witzel als Pfarrer am Dom zu Würzburg haben. Die Berufung kommt für den Lohrer Pfarrer völlig überraschend – und ist es bis heute. Witzel sagt zu und wird 67. Dompfarrer und auch Domkapitular.

20 Jahre hält Witzel seither der Dompfarrei die Treue – länger als die meisten seiner Vorgänger. Voller Begeisterung erzählt er, dass es nur fünf Dompfarrer seit 1176 gegeben habe, die länger als er im Amt gewesen seien. Die Aufgabe füllt ihn aus, wenn sich auch manches in den zwei Jahrzehnten ändert. Die Zahl der Gläubigen nimmt ab, die Jugendarbeit geht nach dem Wegfall der Stelle des Domkaplans zurück, Kinder fehlen zunehmend in der Innenstadt. Freude findet Witzel am Einsatz vieler Ehrenamtlicher – von Ministranten über Lektoren, Familien und Helfer bis hin zu Katecheten für die Kommunionkinder und Firmlinge. Erfolge zeigen sich beim Aufbau des Domführungsdienstes und der Dompastoral. Allen Unkenrufen zum Trotz startet er 1999 die Mittagsmeditationen im Dom, die bis heute gut angenommen werden. 2002 entsteht die Dombesucher-Information. Die erste lange Domnacht wird zum großen Besuchermagnet.

Dekan des Stadtdekanats ist Witzel zusätzlich von 1988 bis 2000. Wege zur großen Pfarreiengemeinschaft in der Würzburger Innenstadt geht er an und wird 2007 auch Pfarrer von Peter und Paul und der Hofpfarrei. Die weiteren Schritte hin zur Gemeinschaft mit Stift Haug und Sankt Gertraud in der Pleich überlässt er aber seinem Nachfolger. Zum 1. Dezember 2008 tritt Aschaffenburgs Dekan und Stiftspfarrer Dr. Jürgen Vorndran das Amt des Dompfarrers an. Ihn heißt Witzel herzlich willkommen und wünscht ihm „einen guten Start, viel Freude an der neuen Aufgabe, viel Glück zu allen Unternehmungen und vor allem Gottes Segen“.

Witzel selbst schlägt eine neue Wegstrecke auf seiner Lebenstour ein. Er zieht in die Ebracher Gasse und wird ab 1. Oktober 2008 Spiritual im Mutterhaus der Erlöserschwestern. Sein Amt als Ordensreferent der Diözese Würzburg, das er seit 2001 innehat, führt er vorerst ebenso weiter wie die Aufgabe des Domdekans. Nicht weit vom Dom entfernt, kann er so weiter an der Kathedrale wirken und immer wieder seinen Lieblingsplatz im Kiliansdom besuchen: „Ich genieße es, weit hinten im Hauptschiff der Kathedrale zu stehen und die Weite des Raums zu erleben – mit dem wiederkommenden Christus vor mir.“ Diesen erwartet Witzel am Ziel seiner Lebensreise. Bis dahin wird er seinen Weg gelassen und zuversichtlich weitergehen, mit dem Wanderlied als Lebensmotto auf den Lippen: „Den lieben Gott lass ich nur walten, … hat auch mein Sach‘ aufs Best‘ bestellt.“

Hinweis: Die Dompfarrei verabschiedet Dompfarrer Prälat Kurt Witzel am Sonntag, 28. September, beim Festgottesdienst um 10.30 Uhr im Kiliansdom. Anschließend findet ein Stehempfang im Sankt Burkardushaus statt.

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