Würzburg/Kuba (POW) Kuba ist ein Urlaubsparadies. Doch hinter der Postkartenkulisse stehen eine kaputte Wirtschaft und eine einschränkende Regierung. Eine Gruppe von Caritas-Führungskräften aus Deutschland war Mitte November für rund eine Woche mit Caritas international vor Ort, um sich über die aktuelle Situation und die Arbeit von Caritas Kuba zu informieren. Mit dabei war Stefan Weber, Geschäftsführer des Caritasverbands für die Stadt und den Landkreis Würzburg, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
„Zigarren, Oldtimer und Rum: Das Bild, das man sich in Europa von Kuba macht, entspricht nicht der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung“, berichtet Weber. Sieben Monate hätten die Mitarbeitenden von Caritas Kuba Benzin gesammelt, um genug für den Besuch aus Deutschland zu haben. Da Venezuela kaum mehr Rohöl liefere, fahre nur noch wenig über die Insel. „Aufgrund der extremen Inflation und fehlender Waren gehen viele Kubaner abends hungrig zu Bett“, sagt Weber. Die Wirtschaftskrise laste schwer auf den Menschen.
„Kuba befindet sich im freien Fall – diese Aussage eines Gesprächspartners ist mir im Gedächtnis geblieben“, sagt Weber. Vor Ort sei schnell klar geworden, dass Kuba zwar hoch entwickelt war, aber nicht nachhaltig. Die US-Blockade, der bis heute anhaltende Einbruch des Tourismus durch die Corona-Pandemie sowie das Ende der Unterstützung durch Russland und Venezuela hätten zur größten Krise in der jüngeren Geschichte des Karibikstaats geführt. „Allein in den vergangenen zwei Jahren hat eine halbe Million der elf Millionen Einwohner das Land verlassen – Ärzte, Ingenieure, Musiker und Künstler“, sagt Weber. Er sei „tief beeindruckt“, welche Arbeit die Caritas auf Kuba unter widrigen Umständen auch mit Hilfe der Spenden aus dem Bistum Würzburg leiste.
„Seit Gründung der Caritas in Kuba besteht eine enge Partnerschaft mit Deutschland“, sagt Carmen Maria Nodal Martínez, Leiterin der Caritas Kuba. Die Caritas sei in allen elf Diözesen des Landes tätig. Arbeitsschwerpunkte sind die Nothilfe für Betroffene von Naturkatastrophen, Seniorenhilfe und Pflege, die Förderung und Entwicklung von Menschen mit Behinderung und ihrer Familien sowie in Zusammenarbeit mit den Anbetungsschwestern Ausbildungsprojekte für Frauen als Ausweg aus der Prostitution. „Wir sind sehr, sehr dankbar für die langjährige Unterstützung, besonders in der aktuell schwierigen Lage“, sagt Nodal Martínez.
„Wir haben ein Land kennengelernt, das sich in einer beispiellosen Abwärtsspirale befindet“, berichtet Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international. In dieser Situation falle Caritas Kuba eine enorm wichtige Rolle zu. „Unser Besuch ist ein Zeichen der Solidarität und die Zusicherung, dass wir zusammen mit unseren Partnern von Caritas Kuba weiterhin an der Seite der Verletzlichsten stehen.“
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbands, sichert das Überleben in Krisen und Katastrophen und schafft Perspektiven für Menschen, die besonders schutzbedürftig sind. Weitere Informationen im Internet unter www.caritas-international.de.