Sie glauben zu wissen, wer schuld ist an all dem, was sie schlecht finden. Schnell sind die "Sündenböcke" ausgemacht, die man niederschreit, diffamiert und möglichst weg haben will. Ich finde es manchmal schockierend, wenn auch Politiker und Politikerinnen plakativ und effektheischend reden und die sachliche Auseinandersetzung außer Acht lassen. Wir brauchen in der Politik, in den Kirchen, in allen Bereichen der Gesellschaft die inhaltliche und objektive Auseinandersetzung. Dann können wir uns vielleicht irgendwann auch wieder zusammensetzen und unsere Lösungsideen zusammenlegen. Faires Streiten will gelernt sein. Manchmal dürfen oder müssen wir ehrliche und klare Worte sprechen, auch wenn es für die Angesprochenen schwer ist, sie zu hören. Aber wir sollten dabei unser Gegenüber immer mit Respekt behandeln. Im Evangelium spricht Jesus davon, dass der gute Same von der gerechten Welt Gottes nur teilweise auf guten Boden fällt. Evangelium heißt "gute Botschaft". Wo Menschen ein offenes Ohr dafür haben und bereit sind, sich danach zu richten, da wächst Gutes. Wie schön wäre es, wenn viele gute Worte auf guten Boden fallen würden. Böse Worte aber sollen keinen Boden finden, auf dem dann weiteres Böse wächst. Ist das nur ein Traum? Wieder einmal komme ich zu dem Schluss: Es liegt an uns, was wir aussenden. Wir entscheiden, auf welche Worte wir hören und welchen Worten wir einen Nährboden bereiten. Am Ende jedes Gottesdienstes stehen Segen und Sendung. Das lateinische Wort für Segnen ist "benedicere", das bedeutet "Gutes sagen". Uns wird im Segen Gutes zugesprochen und wir sind als Christ*innen beauftragt, es weiterzugeben und in die Welt hinein wirken zu lassen. Denn auch gute Worte haben Macht!
Brigitte Glaab, alt-katholische Priesterin, Aschaffenburg