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Dialog mit Muslimen gehört zum Alltag

Generalvikar Abbé Leon N’Dour zur Lage der Kirche im Senegal – Auf Einladung des Bistums Würzburg in Deutschland – Glaubensfreude trotz Armut

Würzburg/Kaolack (POW) Auf Einladung der Diözese Würzburg hat Abbé Leon N’Dour (54), seit 2001 Generalvikar der Diözese Kaolack im westafrikanischen Senegal, im September Unterfranken besucht. Im folgenden Interview spricht er über die Situation der Christen in seinem Land, über die Verbindung zur Katholischen Landvolkbewegung und über seine Vision der Zusammenarbeit mit Würzburg.

POW: In Ihrem Bistum sind die Christen eine Minderheit, der Großteil der Bevölkerung sind Muslime. Wie ist das Verhältnis der beiden Religionen?

Generalvikar Leon N’Dour: Das Verhältnis ist ausgesprochen gut – bis jetzt. In vielen Familien gibt es beide Religionen. Ich habe selbst einen Bruder, der Muslim ist.

POW: Haben Sie Angst, dass sich das Verhältnis der Religionen verschlechtern könnte?

N’Dour: Das kann ich nicht ausschließen. Aber bislang ist der Umgang miteinander sehr entspannt.

POW: Was tut Ihr Bistum für den Dialog der Religionen?

N’Dour: Wir haben eine Kommission, die sich mit diesen Fragen beschäftigt. Aber viel wichtiger ist, dass Christen und Muslime ganz selbstverständlich miteinander leben. Wir sind miteinander verwandt, man trifft sich bei Familienfesten und gesellschaftlichen Ereignissen.

POW: Gibt es keinerlei Spannungen, zum Beispiel weil die Christen unter Muslimen missionieren oder umgekehrt?

N’Dour: Das kommt schon vor. Wenn ein Christ eine Muslima heiraten will, sagen die Eltern manchmal, er muss erst Muslim werden. Oft bestehen aber die Christen darauf, ihre Religion zu behalten. Als Minderheit entwickelt man ein gewisses Sendungsbewusstsein und Glaubenstreue.

POW: Wie sieht die wirtschaftliche Situation in Ihrem Land aus?

N’Dour: Das hängt immer vom Wetter ab, weil wir sehr landwirtschaftlich geprägt sind. Gibt es Regen, wird die Ernte gut, und auch den Menschen geht es gut. Bei Dürre leiden Land und Leute. Industrie haben wir praktisch keine.

POW: Welchen Einfluss hat der Import von subventionierten Produkten aus dem Ausland auf die Landwirtschaft im Senegal?

N’Dour: Billige Lebensmittel aus dem Ausland machen alles kaputt. Wir müssen jedes Jahr viel Reis importieren, weil unsere wenig effektive Produktionsweise nicht zu solchen Preisen produzieren kann.

POW: In Afrika südlich der Sahara ist Aids/HIV ein Problem. Wie ist die Lage in Ihrem Land?

N’Dour: Es gibt Aids und die damit verbundenen Probleme von Waisenkindern und ähnlichem. Aber Muslime und Christen kämpfen gemeinsam gegen Ursachen und Folgen der Seuche.

POW: Was wird alles getan?

N’Dour: Es gibt eine Vielzahl von Aufklärungsprogrammen, gemeinsamen Untersuchungsangeboten und medizinischen Diensten. Außerdem haben wir auf Landesebene eine interreligiöse Konferenz organisiert, um unsere Maßnahmen zu koordinieren. Der Erfolg gibt uns recht: Die Zahl der Neuansteckungen und der Erkrankten ist deutlich rückläufig.

POW: Welche Unterschiede zwischen der Kirche im Senegal und in Deutschland haben Sie festgestellt?

N’Dour: Die Pfarreien sind bestens ausgestattet, die Kirchen wahre Schmuckstücke. Die Laien sind sehr engagiert, besonders die Pfarrgemeinderäte sind eine wirkliche Bereicherung und beleben die Gemeinden.

POW: Was kann die deutsche Kirche vom Senegal lernen?

N’Dour: Wir haben nichts, sind aber froh. Unser Leben besteht daraus, auf Gott zu vertrauen. Es gibt keine Kirchensteuer. Die Menschen sind arm. Jeder Priester bekommt als Gehalt pro Gläubigem und Jahr umgerechnet einen Cent. Aber die Gottesdienste sind immer gut besucht. Gesang, Tanz und Bewegung gehören bei uns fest zur Liturgie.

POW: Wie sieht Ihre Vision für die Partnerschaft mit Würzburg aus?

N’Dour: Mein Wunsch wäre, dass die Partnerschaft zwischen der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und unserem Bistum ausgebaut wird zu einer Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern. Es gibt schon Partnerschaften zwischen Orten wie Aidhausen oder Haßfurt und Orten im Senegal, vermittelt über die KLB, die seit Anfang der 1980er Jahre mit unserer Diözese in Kontakt steht. Wenn das Bistum Würzburg in die Partnerschaft mit einstiege – das wäre eine tolle Sache. Dann könnte es einen Austausch geben. Einige Priester aus dem Senegal könnten ein bis zwei Jahre im Bistum Würzburg arbeiten – und umgekehrt.

Interview: Markus Hauck (POW)

 

Informationen zum Bistum Kaolack

Das Bistum Kaolack liegt im westafrikanischen Staat Senegal. Es wurde 1965 errichtet und gehört zur Kirchenprovinz des Erzbistums Dakar. Von den rund 1,7 Millionen Einwohnern sind rund 150.000, etwa neun Prozent der Bevölkerung, katholisch. 33 Priester zählt die von Bischof Benjamin Ndiaye geleitete Diözese.

(3908/1108; E-Mail voraus)

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