Burkardroth/Oehrberg (POW) Wenn Dekan Stephan Hartmann aus der Pfarreiengemeinschaft „Der Gute Hirte im Markt Burkardroth“ über den Heiligabend spricht, dann klingt das erst einmal sehr nüchtern. Um 10.30 Uhr feiert er im Altenheim den ersten Gottesdienst des Tages. Um 17 Uhr folgt die erste Christmette in Sankt Ludwig in Oehrberg, um 21.30 Uhr die zweite in Sankt Petrus in Ketten in Burkardroth. Dazwischen Gewänder wechseln und die knapp zehn Kilometer hin- und herfahren. Im Grunde ist der 24. Dezember für Hartmann also ein Arbeitstag wie viele unter dem Jahr. Besonders? Nicht im eigentlichen Sinne. „Ich feiere mit den Gläubigen, mit denen ich das Jahr über auch den Glauben feiere“, sagt er.
Und abends? Nach drei Gottesdiensten „bin ich dann einfach froh, wenn ich mal wieder im Pfarrhaus bin“, sagt Hartmann. Eine private Feier in seiner Wohnung mache er am 24. Dezember nicht mehr. An den beiden Weihnachtsfeiertagen geht es weiter: Zwei Eucharistiefeiern folgen jeweils um 8.30 und 10 Uhr. „Da muss ich dann etwas flotter fahren“, erzählt Hartmann, der sich mit seinem Team von Diakonen und Pfarrern die Gottesdienste in der Pfarreiengemeinschaft an den Feiertagen aufteilt. „Aber bis jetzt habe ich es immer geschafft.“
Arbeiten und Hin- und Herfahren also: Kommt da feierliche Stimmung bei Hartmann auf? „Ja, allein durch die Gottesdienste“, sagt der Dekan. In den Christmetten singen die Organisten mit der Gemeinde Psalmen und in manchen Messen spielen die Blasorchester. Mehr Ministrantinnen und Ministranten als unter dem Jahr feiern den Gottesdienst mit. Und auch mehr Gläubige kommen in die Messen. Denn für viele sei Weihnachten ein Fest, an dem sie traditionell in die Kirche gehen. „Durch das Umfeld ist es einfach ein feierlicher Gottesdienst“, sagt Hartmann.
Persönlich stellt sich der Dekan um Weihnachten wieder die Frage: Wie kann er die frohe Botschaft „Christ der Retter ist da“ verkünden? 2023 habe er viele Beerdigungen und Einsätze als Notfallseelsorger gehabt, laut eigenem Empfinden noch mehr als in den vorherigen Jahren. „Wo ist dann einfach ein Punkt, zu dem ich sage: Bei aller Misere, Christ der Retter ist da – nicht in Triumphpose, sondern einfach als kleines Kind?“ In diesem Jahr will er sich an der Liedzeile „Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten, als Zeichen der Liebe wurde Jesus geboren“ orientieren. Hartmann wünscht sich, seinen Bekannten und den Gottesdienstbesuchern, gerade wenn 2023 ein schwieriges Jahr war, diese Liebe und die Überzeugung, dass Taten der Liebe möglich sind, am Weihnachtsfest zu entdecken. „Versuchen wir selbst etwas zu tun, nach dem Wort Kolpings: Schön reden bewirkt nichts, die Tat ziert den Menschen“, schreibt er in seinem jährlichen Weihnachtsbrief.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird es bei Hartmann dann doch familiär. Wenn nicht zu viel in der Gemeinde zu tun ist, fährt er zu seinem Bruder und dessen Familie in seine alte Heimat im Kahlgrund. Er habe Glück: Teampfarrer Velangini Thumma komme aus Indien. Er könne nicht einfach nach Hause fahren und halte daher die Stellung in der Pfarrei. So wird Hartmann nach den Eucharistiefeiern am 26. Dezember bei seinem Bruder und dessen Familie am Christbaum sitzen, essen und Geschenke auspacken. Ein kleiner Rückblick in die Kindheit, als die Großeltern noch mit im Elternhaus wohnten und der Heiligabend in der Großfamilie gefeiert wurde. Den Besuch in der Heimat bezeichnet Hartmann als „Begegnungszeit“. Auch Freunde, die er unter dem Jahr selten sieht, versucht er an diesem Tag zu besuchen.
chd (POW)
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