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Den Kranken Hilfe und Rat schenken

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Feier des 100. Jubiläums der Theresienklinik in Würzburg am Freitag, 26. September 2008

Verehrter Herr Weihbischof, sehr geehrte Generaloberin Juliane, ehrwürdige Schwestern, liebe Mitbrüder, verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn.

Während meiner Anfangszeit in Würzburg hörte ich immer wieder: „Ich bin hier in der Theresienklinik geboren.“ Oder: „Hier, unter dem Dach der Erlöserschwestern bin ich zur Welt gekommen.“

Mir schien es zunächst so, als ob alle Würzburger hier in der Theresienklinik das Licht der Welt erblickt hätten. Dann aber stellte ich fest, dass diejenigen, die hier geboren worden waren, eine tiefe innere Beziehung zu Gott und der Welt gefunden hatten.

Seit 100 Jahren betreiben die Schwestern aus der Kongregation der Schwestern des Erlösers die Theresienklinik unter der Maßgabe „aus christlicher Sicht das werdende Leben zu schützen und die Sterbenden besonders zu begleiten.“ (Juliane Friedrich, Generaloberin, Sonntagsblatt Nr. 38, S. 16)

Anfang des vorigen Jahrhunderts war neben der vordringlichen Aufgabe, die notwendige medizinische Versorgung der Menschen vor Ort zu gewährleisten, auch schon das Bemühen da, - wie heute – neben einer medizinisch und pflegerisch optimalen Betreuung das seelsorgliche Anliegen voll einzubringen.

Gerade heute, wo die medizinische Versorgung weitgehend in staatlichen oder kommunalen Krankenhäusern abgedeckt ist, bleibt die seelische Not der einzelnen in ihrer oft schwierigen Krankheits- und Lebenssituation bestehen.

Schon die heutigen Tagesheiligen, die Zwillinge Kosmas und Damian, waren in der frühen Kirche Mediziner, die nicht um des Verdienstes willen ihren Beruf ausübten, sondern um ihres christlichen Zeugnisses willen. Sie hießen Anárgyroi, d.h. Geldlose. Dies will sagen: „Sie helfen, ohne irdische Mittel, auf das Gebet hin.“ ( Schnitzler, Theodor: Die Heiligen im Jahr des Herrn. 328.)

Ich möchte hiermit keineswegs in den momentanen Konflikt um angemessene und realistische Bezahlung im Krankenhausbereich und Pflegedienst eingreifen, aber deutlich machen, dass christliches Engagement in der Zuwendung zum Kranken weit mehr als medizinische Kunst und Einbringen des Fachwissens sowie therapeutischer Behandlung ist.

Die Zwillingsbrüder Kosmas und Damian, die übrigens aus der Heimat des Heiligen Paulus stammten (Zilizien), haben aufgrund ihrer uneigennützigen ärztlichen Tätigkeit viele Menschen zum Glauben geführt. Dies wird wohl mit zu ihrem Martyrium geführt haben, das unter Kaiser Diokletian stattfand. Ihr Engagement ist seit mehr als 1700 Jahren nicht vergessen worden. Viele Kirchen und große Basiliken sind zu ihren Ehren errichtet worden: Ich erwähne nur die großartigen Bauten Cosma e Damiano in Rom und in Konstantinopel. Da Reliquien dieser heiligen Ärzte nach Hildesheim und Essen gebracht wurden, wurden sie auch Patrone des erst im vorigen Jahrhundert gegründeten Bistums Essens.

Hier in der Theresienklinik haben die Erlöserschwestern diese Grundeinstellung des Martyrerbrüderpaares bewahrt. Auch in der pluralen Landschaft medizinischer Vielfalt in unserem Land treten die Schwestern hier – wie auch in dem St.-Josef-Krankenhaus in Schweinfurt – gemäß ihrer Spiritualität für die Frohbotschaft der Erlösung durch Jesus Christus ein.

Sie bezeugen durch ihre Trägerschaft und Mitarbeit, dass Gott jede und jeden einzelnen von Herzen liebt. Eben hörten wir im Evangelium: „Bei euch…sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht.“ ( aus: Mt 10,28-33)

Sie bekennen aber auch, dass wir als Erlöste die Menschen dort abholen müssen, wo sie stehen. Die Not, die viele Gesichter hat, führt auch viele Menschen mit Glaubensnot in die Krankenhäuser. Dort gilt es dann auch „durch unseren Glauben den Menschen Hoffnung und Zuversicht (zu) vermitteln und zu einem gelingenden Leben zu verhelfen.“ (Sonntagsblatt, Nr. 38, ebd., 16).

Die familiäre Atmosphäre in der relativ kleinen Theresienklinik ist ebenso Ausdruck einer gemeinsamen christlichen Grundhaltung aller Ärzte, Schwestern und Mitarbeitern als auch die Voraussetzung für ein fruchtbares, wertorientiertes Arbeiten an und mit den Patienten.

Schwester Generaloberin formulierte es einmal so: „Wir haben eine Klinik mit Herz, die in christlichem Sinne gut geführt wird.“ (Ebd.)

Dazu gehört, dass der ganze Mensch mit seinem Hunger nach Leben auch in der Dimension des Ewigen Lebens wahrgenommen und angenommen wird. Vielen unserer Mitmenschen ist heute der Blick auf den Himmel abhanden gekommen. Sie schränken ihre Wahrnehmung von Leben auf die wenigen irdischen Lebensjahre ein und kommen dann nicht mehr mit Krankheit, Leid und Tod zurecht. Mit unserem Glauben an die Erlösung weitet sich der Blick auf Ewigkeit.

Schwester Maria Julitta Ritz CR, die hier in Würzburg in der Ebracher Gasse als Pfortenschwester Dienst tat, tat dies ganz durchdrungen aus Liebe zu dem dreifaltigen Gott und zu den Menschen. Sie, die an der Pforte zwischen Kloster und Welt stand, lebte ganz aus der Erfahrung der sich verströmenden Liebe Gottes. So hielt sie in ihrem geistlichen Vermächtnis fest: „Gott Vater erkennt sich in seinem göttlichen Sohn und er liebt ihn, und der Sohn liebt den Vater, und diese Liebe ist gleichsam wesenhaft, ist der Heilige Geist.“ (Schwester Maria Julitta. Ihr geistliches Vermächtnis, hg.. v. A. M. Back, Volkach 31970, 246)

Diese Liebe wollte sie weitergeben und in ihrem Vollzug tiefer in die Liebe zu Gott hinein wachsen. So schrieb sie ebenfalls: „Von Gott bewegt, den Menschen dienen und hierbei sein heiligstes Antlitz nicht aus dem Auge verlieren.“(Ebd. 151)

Liebe Erlöserschwestern, auch und gerade heute brauchen wir Menschen, die diese Glaubensgewissheit und tiefe Liebe zu Gott im Alltag leben. Wir brauchen Sie, die Ordensfrauen, die gerade in einem Krankenhaus den Menschen, die dort zur körperlichen Heilung kommen, auch Muße zum Nachdenken finden, Hilfe und Rat schenken, in’s Leben herein und aus dem irdischen Leben hinaus begleiten.

Ein persisches Sprichwort heißt: „Kinder sind eine Brücke zum Himmel.“ Wir brauchen Sie alle, die Sie in der Theresienklinik mitarbeiten, als Brückenbauer zwischen Himmel und Erde.

Amen.