Würzburg (POW) Bei einem Treffen am Mittwoch, 14. Mai, hat der Verein „Kirche am Hubland.“ in den Räumen von Katholischer Hochschulgemeinde (KHG) und Evangelischer Studierendengemeinde (ESG) eine Zwischenbilanz gezogen. Der Verein steht nach eigener Aussage für eine Kirche, die zu den Menschen kommt und durch vielfältige Aktivitäten und Kooperationen das Zusammenleben im Würzburger Stadtteil Hubland bereichern möchte. Zahlreiche kirchliche Akteure – evangelisch, katholisch und freikirchlich – arbeiten gemeinsam mit Privatpersonen an neuen Formen von Gemeindeleben. Dabei stehen soziale Teilhabe und gemeinschaftliches Miteinander im Fokus. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der Stadtteilbibliothek oder einem geplanten Mehrgenerationenhaus.
Für Schwester Elisabeth Wöhrle spielt die Grundhaltung, mit der die kirchlichen Akteure unterwegs sind, eine wichtige Rolle. Es gehe darum, von den Menschen her zu denken: „Wir sind nicht Wissende, sondern Lernende – und ich hoffe, dass uns diese Haltung weiter begleitet.“ Die gemeinsame Arbeit im Verein verlange Denken über die üblichen Strukturen hinaus. Die Gründung des Vereins im Jahr 2023 sei ein entscheidender Punkt gewesen – der Wendepunkt von mehreren, teils konkurrierenden Projekten, hin zu einem gemeinsamen. Im Kern gehe es darum, das Christsein zu leben – „und zwar mit einer starken Sozialraumorientierung“. „Nicht wir Hauptamtlichen sind die Experten, sondern die Menschen." Das werfe auf beiden Seiten Fragen auf, so entstehe ein reizvolles Miteinander, betont Christoph Gewinner, Gemeindereferent im Pastoralen Raum Würzburg Süd-Ost.
Stine Hassing, evangelisch-lutherische Diakonin, kooperiert unter anderem eng mit der Stadtteilbibliothek: Dort finden regelmäßig Angebote statt. „Aus dem Gast sein darf ein Zuhause sein werden“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Die „Ortlosigkeit“, also die Tatsache, dass der Verein „Kirche am Hubland“ kein klassisches Kirchengebäude hat, sei immer wieder Thema. Zu Beginn hätte es durchaus Gedanken in diese Richtung gegeben. Susanne Wildfeuer, Pfarrerin im Ruhestand und ehrenamtlich bei „Kirche am Hubland“ engagiert, ist jedoch froh, dass kein neues Gemeindezentrum entstanden ist: „Wir begleiten die Menschen bei ihrem Hineinwachsen in einen neuen Stadtteil. Wir sind mittendrin, ohne Gebäude, ohne festen Ort, aber mit engagierten Männern und Frauen, die mit viel Engagement und pfiffigen Ideen Kirche leben.“ Für Diakonin Hassing ist ein positiver Effekt der Ortlosigkeit, dass so Menschen zu Kirche würden, nicht Gebäude. „Es geht um ganz viel Beziehungsarbeit!“ Genau deswegen sei auch der direkte Austausch mit Anwohnerinnen und Anwohnern wichtig.
Anna Stankiewicz und Julius Popp nahmen für ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt an dem Treffen teil. Nach nachhaltigen Prinzipien wird am Hubland ab Herbst ein Gebäudekomplex entstehen. Auch hier ist das Ziel, Gemeinschaft zu leben und nicht nur nebeneinander zu wohnen. Die Mitglieder des Projekts leben gewaltfreie Kommunikation und entscheiden in Plena nach dem Konsensprinzip. „Bei uns geht es also immer wieder darum, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich zuzuhören.“ Diese Haltung finde sie auch bei „Kirche am Hubland“ wieder, sagt Stankiewicz. „Die Fläche strahlt eine Weite aus – und so empfinde ich ‚Kirche am Hubland‘: mit genau dieser Weite und Offenheit.“
Immer wieder eine Herausforderung sei der Umgang mit den je eigenen Strukturen und auch Denkmustern, aus denen die einzelnen Beteiligten kommen, weiß der evangelisch-lutherische Dekan Dr. Wenrich Slenczka. „Das ist immer ein Zusammenspiel von verfasster Amtskirche und dieser freischwebenden Art zu arbeiten, dort, wo die Menschen sind.“ Diese beiden Herangehensweisen bedingten sich gegenseitig. So würden auch Menschen angesprochen, die in einer Kirche nicht anzutreffen seien. Egal ob im Team oder bei einem Aperol am ChurchBike – auf allen Ebenen träfen sich hier neue Menschen; neue Teams und neue Konstellationen, die gemeinsam auf der Suche seien. Sonja Reeg, Anwohnerin des Hublands und stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Kirche am Hubland“, schätzt dessen unkonventionelle Arbeit: „Das mögen die Leute!“
Stichwort: Verein „Kirche am Hubland“
Beim Verein „Kirche am Hubland“ arbeiten evangelische, katholische und freikirchliche Gemeinden zusammen. Momentan sind, neben einigen Privatpersonen, die eine Fördermitgliedschaft haben, folgende Organisationen Mitglied: Evangelisch-lutherisches Dekanat Würzburg, evangelisch-lutherische Apostelgemeinde Gerbrunn, evangelisch-lutherisch Kirchengemeinde Rottendorf, Katholische Hochschulgemeinde Würzburg, CityChurch Würzburg, evangelisch-lutherische Auferstehungskirche Würzburg, evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Würzburg-Martin-Luther-Kirche, Evangelische Studierendengemeinde Würzburg und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sankt Johannis Würzburg. Nähere Informationen im Internet unter kircheamhubland.org.
(2125/0516; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet