Unter dem Motto „Damit die Quelle wieder sprudelt“ trafen sich am Samstag, dem 26. April 2008
160 Religionslehrer/innen aller Schularten, pastorale Berufe und Priester sowie Mitarbeiter in der Ganztagesbetreuung aus ganz Unterfranken zum 6. Schulpastoral-Tag. Sie füllten die Räume des Kilianeums in Würzburg mit Lebendigkeit und angeregten Gesprächen.
Unter der Leitung von Helga Kiesel und Ulrich Geißler, den diözesanen Referenten für Schulpastoral, sowie Manuela Kirsch und Daniela Hälker, Referentinnen im Schülerforum, bekamen die Teilnehmer/innen von 9.00 bis 16.00 Uhr Impulse für die Arbeit im Lebensraum Schule zum Wohl von Schülern, Lehrern und Eltern. Auch die Regierung von Unterfranken wirkte als Kooperationspartner mit.
Der Theologe und Schauspieler Dr. Markus Grimm führte humorvoll und tiefsinnig mit einer Spielszene in das Tagesmotto ein, indem er in die Rolle eines Motivationstrainers und die der biblischen Personen Petrus und Maria Magdalena schlüpfte. Aus ihrer jeweiligen Perspektive erzählte er, was für sie „Kraftquelle“ bedeutet. Als Motivationstrainer brachte er die Teilnehmer in Bewegung und sprach ihnen Mut zu, dass sie stark seien. Aus der Rolle des Petrus benannte er die Schwierigkeit, Fels für andere zu sein und gleichzeitig bei sich Grenzen und Schwächen zu spüren. Als Maria Magalena schilderte Grimm, wie der auferstandene Jesus Christus die Jüngerinnen und Jünger aus Lähmung und Erstarrung zu begeisterten Zeugen des Christseins verwandelte.
Auf unterschiedliche Weise konnten die Teilnehmer/innen danach in 14 verschiedenen Workshops ihre Kompetenzen vertiefen und erweitern sowie neue Energie für die Arbeit in der Schule tanken.
Folgende Workshops wurden angeboten:
1. Dr. Albert Brendle: “So können wir (nicht) miteinander klarkommen!” - Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten
Die Teilnehmer/innen vertieften ihre Wahrnehmung von Zusammenhängen, in denen “Störungen im Unterricht” auftreten und gewannen praktische Anregungen, wie sie auf der Beziehungs-, Disziplin- und Unterrichtsebene intervenieren können.
2. Dorothea Weitz und Maria Wahler: Halt! - Keine Gewalt.
Verschiedene Präventionsprogramme gegen Gewalt an der Schule wurden verglichen und Methoden wurden vorgestellt, um so früh wie möglich in eine drohende „Spirale der Gewalt“ einzugreifen. Alle Beteiligten im schulischen Bereich sollten hier kooperieren und es so ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche eine konstruktive Art der Konfliktbewältigung lernen und in einem positiven Lernumfeld aufwachsen können.
3. Dr. Markus Grimm: Authentisch mit Körper und Sprache
Hier ging es es um Möglichkeiten sprachlichen und körpersprachlichen Handelns. Was kann meine Stimme leisten, was meine Gesten, wie gestalte ich Texte? Wie werde ich authentischer? In Körper und Sprache tritt jeder als Mensch in Erscheinung. Je bewusster Lehrkräfte mit beidem umgehen, desto klarer wird die eigene Verkündigung.
4. Regina Thonius-Brendle: Außer sich …und ins Staunen geraten…(vgl. Apg 8,13) - Bibliodrama für Unterricht und Schulpastoral
Nach der Erschließung der neutestamentliche Lesung im Glaubensgespräch ermöglichten Elemente aus dem Bibliodrama persönlich bedeutsame Erfahrungen mit dem Text aus der Apostelgeschichte und den darin enthaltenen Rollen.
5. Lorenz Hummel: Quellen innerer Kraft
Mit Symbolen, Musik und Impulsen motivierte der Referent die Teilnehmer über ihre inneren Kraftquellen nachzudenken und zu sprechen, um dem in der Fülle der Arbeit drohenden „Burnout“ rechtzeitig innere Klarheit und Stärke entgegen zu setzen.
6. Hannelore Hübner, Gabriele Koch: Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS) - Ich möcht', dass einer mit mir geht
Im Schulalltag können Lehrkräfte in unterschiedlicher Weise mit dem Tod konfrontiert werden. Es wurden Handlungsschritte erarbeitet, die hilfreich sind, wenn ein Todesfall in der Schule eingetreten ist und es wurde Sensibilität geweckt für die Begegnung mit trauernden Schülerinnen und Schülern.
7. Hermann Nickel: Entlastung durch Supervision
Im Lehrberuf gibt es vielerlei Arbeitsbelastungen, schwierige Situationen, Konflikte mit Eltern, Schülern oder Schulleitung, die im Menschen Spuren hinterlassen. Durch angeleitete Bewegung und Körperarbeit wurden Belastungen im Körper erspürt und nach Entlastung gesucht, um einer „Entspannung“ körperlich und seelisch Raum zu geben.
8. Christiane Sahlender: Wellness für die Lehrerseele
Kleine Übungen wurden praktiziert, die sich zeitlich leicht im Alltag einbauen lassen und die der gehetzten (Lehrer)Seele wohltun: z. B. de Mellos "Drei-Minuten-Meditation", verschiedene Atemübungen, das Sonnengebet nach P. Sebastian Painadath oder eine Auferstehungsübung nach P. Karl Frielingsdorf.
Workshops nachmittags:
9. Karin Auth: Warum Grenzen setzen so schwer, aber wichtig ist
Warum fällt konsequentes Neinsagen eigentlich so schwer? Warum aber ist es sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler/innen so wichtig? Was bewirken solche Grenzerfahrungen und wie erreichen wir die nötige Wirkung und Einsicht? Diese und andere Fragen aus der Praxis wurden in dem Workshop beantwortet.
10. Elisabeth Kirchner: Sexueller Missbrauch macht sprachlos
Im beruflichen Kontext können Lehrer mit sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen konfrontiert sein. Fragen, wie erkenne ich sexuellen Missbrauch, was kann ich bei Verdacht tun, wie gehe ich damit um, stellen sich. Der Workshop trug zur Klärung bei und zeigte mögliche Unterstützung auf.
11. Bernhard Meißner: Todeswünsche – Suiziddrohung – Suizid; Umgang mit einer schwierigen Frage in der Schule
Ein Überblick über relevante Forschungsergebnisse zur zweithäufigsten Todesursache von Jugendlichen bildete die Grundlage in diesem Workshop. Daran schloss sich die Auseinandersetzung mit der Frage an, was präventiv getan werden kann, um gefährdeten Schülerinnen und Schülern andere Perspektiven aufzuzeigen als den Tod. In dieser Auseinandersetzung spielen die persönliche Einstellung und Erfahrung mit Suizid, die Zusammenarbeit von Schülerschaft – Lehrerschaft – Eltern und Fachleuten und schließlich das Klima von Vertrauen und Unterstützung in einer Schule eine große Rolle.
12. Rosemarie Becker: Zum Umgang mit Wut
Wut und Aggression begegnen uns täglich im Schulalltag und brauchen Formen, wie sie gezeigt und ausgelebt werden können, ohne sich selbst oder anderen zu schaden. Hierzu wurden Methoden erlernt.
13. Birgit Pfeifer: Hits für Kids - Tänze
Tänze zu Neuen Geistlichen Kinderliedern wurden schrittweise eingeübt. Diese sind im Religionsunterricht in der Grundschule und im Schulgottesdienst einsetzbar.
14. Doris Endres-Schmitt: Arbeit mit „ADS/ADHS“–Kindern
Viele Lehrerinnen und Lehrer sind mit den Auswirkungen von ADS bzw. ADHS konfrontiert, wissen aber wenig über Symptome, Hintergründe und Therapiekonzepte. Dazu gab es gründliche Informationen und hilfreiche Tipps für den Umgang in der Schule, z. B. brauchen betroffene Kinder klare Strukturen und Regeln, motivierendes Lob und Vermeidung von Ablenkung.
In den schriftlichen und mündlichen Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde die entspannte, einladende Atmosphäre und perfekte Organisation des Tages gelobt. Die Themen und die Vielfalt der Workshops kamen ebenfalls gut an. Die Arbeit der Referentinnen und Referenten wurde als hilfreich, kompetent und informativ bewertet. Auch die Zeit zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Schularten wurde als wertvoll eingeschätzt.
Mit einem einfachen liturgischen Tanz und einem Lied, das noch einmal die Quellen innerer Kraft thematisierte, klang der Tag aus.