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Auswanderung hat viele Gesichter

Auf keinen Fall unvorbereitet in die neue Heimat aufbrechen – Raphaels-Werk im Diözesan-Caritasverband berät Auswanderer

Würzburg (POW) „Auswanderungen aus Deutschland haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, erklärte Gabriele Mertens, Generalsekretärin des Hamburger Raphaels-Werks, am Rande der gemeinsamen Jahrestagung mit Auswandererberatern des Deutschen Roten Kreuzes und der Diakonie im Würzburger Burkardushaus.

Gründe zur Auswanderung gibt es genug – meist sind sie beruflicher Natur. Einige Menschen wollen dauerhaft auswandern, andere nur zeitweilig. Einige ziehen zu ihrem Partner ins Ausland, andere suchen in ihrer neuen Heimat Ruhe, weniger Stress oder Reglementierungen im Alltagsleben. Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit können ebenfalls Gründe sein. „In einigen Ländern haben Hartz IV-Empfänger und Mittvierziger, die hier als zu alt für den Arbeitsmarkt gelten, durchaus gute Chancen“, sagte Mertens. Aus Kanada weiß sie von Arbeitsberatern, dass dort gerne Menschen mit viel Lebenserfahrung und im fortgeschrittenen Alter gesucht werden. „Doch wer zu Hause nicht mit seinem Leben zurecht kommt, nimmt diese Probleme in seine neue Heimat mit“, warnte die Generalsekretärin. „Nicht umsonst kommen auch Viele wieder zurück.“

Auswanderer sollten die Landesprache beherrschen, Kenntnisse über das Land haben und eine gute Ausbildung mitbringen. Martina Blomberger von der Würzburger Beratungsstelle des Raphaels-Werkes kennt aber Fälle, bei denen selbst diese Basisanforderungen nicht erfüllt wurden. Ein älteres Ehepaar, das einen großen Bauernhof und eine große Familie hatte, wollte nach Kanada auswandern, ohne das Land je gesehen zu haben. Erst kurz vor Unterzeichnen des Kaufvertrags sei die Familie zu ihr in die Beratung gekommen und musste feststellen, dass Landbesitz nicht zur Visaerteilung und Einbürgerung reicht. „Ich konnte sie überzeugen, dass sie das Land zumindest einmal vorher bereisen müssten.“ Abgeraten aber wird Keinem, die Beratungen des Raphaels-Werks sind ergebnisoffen. Aber auch zugeraten wird nicht. „Diese Entscheidung ist so gravierend, dass sie jeder selber fällen muss“, unterstrich Blomberger.

Als Fachverband des Deutschen Caritasverbands unterhält das 1871 gegründete Raphaels-Werk bundesweit 21 Beratungsstellen, sechs weitere befinden sich in Trägerschaft des Diakonischen Werks und des Deutschen Roten Kreuzes. Zusammen berieten sie im vergangenen Jahr über 27.000 Menschen: Auswanderungswillige, Flüchtlinge, die in Drittländer weiter wandern wollen oder auch Personen mit einem ausländischen Partner. Der Bedarf ist hier groß, jede achte Ehe in Deutschland wird zwischen Partnern unterschiedlicher Nationalität geschlossen. Zur Sprache kommen dabei Begleiterscheinungen einer Auswanderung oder binationaler Partnerschaft wie Landeskunde, Anerkennung von Zeugnissen, Hinweise auf Rechts- und Sozialsysteme, Tipps bei Schulden, Insolvenz oder auch kulturelle Unterschiede. Eine bundesweite Datenbank mit umfangreichen Länderinformationen steht allen Beratern zur Verfügung.

Seit dem Jahr 2000 haben über eine Million Deutsche ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Waren es vor einigen Jahren rund 100.000 pro Jahr, so ist seit 2005 eine erhebliche Steigerung festzustellen. Im vergangenen Jahr wanderten über 160.000 Menschen aus. Allein im Januar und Februar 2008 wurden über 26.000 Auswanderungen verzeichnet – gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum eine erneute Steigerung um neun Prozent. Das beliebteste Land ist mit weitem Abstand die Schweiz mit rund 23.500 Zuzügen. Erst an zweiter Stelle stehen die USA mit 14.400, dann Österreich mit 11.200 und Polen mit 10.450 Zuzügen. Der osteuropäische Nachbar verzeichnet damit mehr als doppelt so viele Zuwanderungen wie das klassische Auswanderungsland Kanada. Doch auch kulturell ferne Länder wie China und die Vereinigten Arabischen Emirate liegen mit 2300 und 1250 Auswanderungen inzwischen recht hoch. „Beides wirtschaftlich stark wachsende Länder,“ sagte Mertens.

Weitere Informationen gibt es bei Martina Blomberger, Raphaels-Werk im Diözesan-Caritasverband, Franziskanergasse 3, Telefon 0931/38666782, E-Mail wuerzburg@raphaels-werk.net.

(3908/1139; E-Mail voraus)

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