Würzburg (POW) 35 Erwachsene werden mit den Sakramenten Taufe, Firmung und Eucharistie in der Osternacht oder an einem Sonntag in der Osterzeit im Bistum Würzburg in die katholische Kirche aufgenommen. „Die Entscheidung ist in mir über Jahre gereift“, sagt Michaela Rubens. Die 27-jährige Psychologiestudentin lässt sich in der Osternacht am Samstag, 23. April, in Würzburg taufen.
Rubens wuchs in Paderborn auf und lernte, weil ihr Vater Jude und ihre Mutter Katholikin ist, Christen- wie Judentum kennen. „Wir haben zuhause die jüdischen Hauptfeste gefeiert und den Sabbat gehalten.“ Christliche Gottesdienste besuchte sie während der Zeit am katholischen Gymnasium Sankt Michael regelmäßig. „Mit meiner ein Jahr älteren Schwester Miriam bin ich regelmäßig freiwillig freitags um 6.40 Uhr in den Frühaufstehergottesdienst in der Schulkapelle gegangen. Unser Vater hat uns oft hingefahren, weil die Busverbindung um die Uhrzeit so schlecht war.“ Aber sich taufen lassen, wie Miriam es mit 17 Jahren tat, und damit in die Kirche einzutreten – dieser Gedanke sei ihr damals nicht gekommen. „So gläubig bin ich nicht“, lautete ihre Überzeugung. Und mit dem Verlassen der Schule war auch das Umfeld ein anderes geworden: Rubens absolvierte in einem örtlichen Krankenhaus die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, regelmäßige Wochenenddienste inklusive.
Weil ihre Schwester Miriam sie einlud, ging Rubens 2005 mit zum Weltjugendtag in Köln. „Das war eine sehr intensive Erfahrung. Zum Beispiel ein Gottesdienst, bei dem ich während der Wandlung eine ganz große Nähe zu Gott gespürt habe.“ Eine ganz besondere Verbundenheit habe sie auch mit den anderen jungen Gläubigen erlebt, die aus aller Welt an den Rhein gekommen waren. Seit dieser Zeit steht die junge Frau durch den Besuch von Exerzitien und ähnlichen Veranstaltungen in Verbindung mit der Gemeinschaft der „Diener des Evangeliums“, zu der ihre Schwester schon seit langem Kontakt hält.
Durch die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) wurde Würzburg der Studienort für die angehende Psychologin. „Es hat eine ähnliche Größe wie Paderborn. Und die katholische Prägung kam mir sehr entgegen, weil ich eine starke Sehnsucht spürte, das Thema Glaube anzugehen.“ Bei der ersten Gelegenheit suchte Rubens die nächstgelegene katholische Kirche auf – Sankt Josef im Stadtteil Grombühl. „Ich bin gleich nach dem Gottesdienst, der mir gut gefallen hat, auf den Pfarrer zugegangen und habe ihm gesagt, dass ich mich eventuell taufen lassen möchte“, erzählt die Studentin. Nach dem ersten ausführlicheren Gespräch folgte eine längere Auszeit. „Ich hab es einfach auf die lange Bank geschoben.“ Erst im Juni 2010 war der Entschluss dann gereift, wirklich ernst zu machen. Eine große innere Freude über die Nähe Gottes und die Erfahrung, dass Gott sie in jeder Situation trägt, war gewachsen. „Seither bin ich bei Pfarrer Josef Treutlein in Vorbereitung auf den großen Tag.“
„Als ich meinen Freunden und der Familie davon erzählt habe, dass ich mich taufen lassen möchte, war die erste Frage: katholisch oder evangelisch?“ Für Rubens ist diese Frage zunächst nebensächlich, weil der Entschluss in erster Linie eine bewusste Entscheidung für Gott sei. „Mein Vater wollte nur wissen, ob es mir ernst ist mit dem Vorhaben. Dann hat er es akzeptiert.“ Die Entscheidung für die katholische Kirche rühre daher, dass sie in einem katholischen Umfeld aufgewachsen sei. Die Skandale des vergangenen Jahres hätten diese Entscheidung nicht erschüttert. „Für mich zählt Gott, und schwarze Schafe gibt es überall.“ Zwar sei es möglich, auch ohne Kirche zu glauben. „Ich möchte mich aber einer Gemeinschaft von Gläubigen zugehörig fühlen.“
Deswegen arbeitete sich die junge Frau mit Pfarrer Treutlein anhand des so genannten „Vallendarer Glaubenskurses“ in die große Bandbreite des christlichen Glaubens ein. „Ich hatte jede Menge Fragen. Ganz praktische Dinge, zum Beispiel: Muss ich jeden Sonntag in die Kirche? Warum küsst der Priester in jedem Gottesdienst die Bibel und den Altar? Was hat es mit den verschiedenen liturgischen Farben auf sich?“ Aber auch Grundsätzliches kam aufs Tableau: Was erwartet Gott von jedem einzelnen? Wie geht man als gläubiger Mensch mit den eigenen Fehlern um? „Neben meiner Schwester waren und sind auch die Patinnen Nicoleta Balint aus Siegen und die Würzburgerin Maria Bochmann, eine evangelische Christin, ganz wichtige Ansprechpartner, die mir wertvolle Anregungen geben, was das Leben aus dem Glauben und das Wissen um das Christentum betrifft.“
Mit dem ganz persönlichen Osterfest kommt dann eine neue Herausforderung auf Rubens zu: „Ich möchte lernen, noch mehr in der Beziehung zu Gott zu bleiben. Es tut mir spürbar gut, wenn ich mir bewusst Zeit nehme für das Gebet.“ Gerade das Erspüren von Gottes Wirken im Alltag sei Gabe und Aufgabe zugleich. „Auf der Suche nach einem geeigneten Ort, wo ich mit Freunden und Familien meine Taufe feiern kann, hat mir ein buddhistischer Freund seine Wohnung angeboten. Und mehrere Leute haben von sich aus vorgeschlagen, sich um das Essen zu kümmern. Ich habe gerade in den vergangenen Tagen wieder ganz deutlich den Beistand von oben gespürt.“
(1711/0469; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet