Würzburg. Maßgeschneiderte Konzepte für die Entwicklung der einzelnen ländlichen Regionen in Bayern forderte der Bayerische Landswirtschaftsminister Helmut Brunner beim Landeskomitee der Katholiken in Bayern am Freitag, 13. November, in Würzburg. In seiner Vielfalt präge der ländliche Raum das Erscheinungsbild Bayerns, deshalb könne es keine einheitlichen Lösungen, sondern nur auf die jeweilige Situation abgestimmte Maßnahmen geben. Die Vertreter von Diözesanräten, katholischen Verbänden und kirchlichen Initiativen in den sieben bayerischen Bistümern beschäftigten sich bei ihrer Herbstvollversammlung mit der Zukunft des ländlichen Raums.
Besondere Bedeutung für den ländlichen Raum hätten Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, sagte Brunner. Ziel der Staatsregierung sei es, die Wirtschaftskraft der Betriebe zu verbessern und sie bei der Modernisierung zu unterstützen. Es brauche aber auch mehr regionale Wirtschaftskreisläufe, die die Wertschöpfung vor Ort belassen. Die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums hängt nach Ansicht der Landwirtschaftsministers wesentlich von der Verfügbarkeit neuer Technologien ab. Die Staatsregierung wolle mit der flächendendeckenden Versorgung des Landes mit Breitbandtechnik in den nächsten zwei Jahren die Grundlage dafür schaffen.
„Die wirklichen Sorgenkinder sind die abseitig gelegenen Räume, die teilweise am Rande nationaler Wirtschaftsräume liegen“, sagte Professor Otmar Seibert von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Um strukturellen Entwicklungsdefiziten zu begegnen, müssten sich die Menschen auf dem Lande mit eigener Kraft um die eigenen Belange kümmern. Gemeindeübergreifende Allianzen könnten öffentliche Dienstleistungen ebenso sichern wie Netzwerke zwischen Stadt und Land. Für die Gemeinschaft in den Dörfern leisteten Frauen einen entscheidenden Beitrag, sagte Christa Reiterer, Landesvorsitzende der Bayerischen Landfrauenvereinigung. Sie gestalteten christliches Brauchtum und pflegten Traditionen. Beides sei für die Identitätsbildung der Dorfbewohner wichtig. „Nur wenn die Menschen ihre Region als Heimat begreifen, werden sie Kräfte entwickeln, ihr Leben dort zu gestalten“, sagte Reiterer.
Prälat Bertram Meier: „Kirche als Seele des ländlichen Raums“
Vor einer Auflösung der dörflichen Pfarrgemeinde als eigenständiger kirchlicher Raum warnte der Bischöfliche Beauftragte für das Landeskomitee, Prälat Bertram Meier. Sie führe zur Anonymisierung und Verflüchtigung des Glaubens. Da die Diözesen nicht mehr in einzelne Dorfgemeinden einen geweihten Pfarrer entsenden könnten, müssten Formen gefunden werden, die der sakramentalen Struktur der Kirche ebenso gerecht werden wie dem Wunsch, die Kirche im Dorf zu lassen. „Ich wünsche mir, dass die Kirche die Seele des ländlichen Raumes sei“, sagte Meier. „Seelsorge meint nicht nur, die Menschen in ihrer zeitlichen Lebensgeschichte zu begleiten, sondern ihnen auch zu helfen, ihren Platz im Leben zu finden. (ua/kbr)