Würzburg (POW) Rund zehn Kilometer an täglichen Dienstgängen, meist beladen mit jeder Menge Post: Über 30 Jahre hat das den Arbeitstag von Harald Söder, Mitarbeiter der Kanzlei des Bischöflichen Ordinariats Würzburg, bestimmt. Die Laufstrecke ermittelte er vor rund 15 Jahren mit Hilfe eines Schrittzählers, den er zum 25. Dienstjubiläum geschenkt bekam. Am Dienstag, 9. Februar, wird der 59-Jährige zum letzten Mal die Flure des Hauses bei seinen Rundgängen durchstreifen, ein letztes Mal morgens die Briefe auf der Post am Paradeplatz abholen und abends ein letztes Mal die Sendungen des Hauses dort einliefern. Dann beginnt für ihn die Ruhephase der Altersteilzeit und mit ihr ein neuer Lebensabschnitt.
„Als ich 1978 meinen ersten Probetag in der Kanzlei gearbeitet hatte, wusste ich: Das möchte ich machen.“ Interessant, weil immer abwechslungsreich und von allem ein bisschen, so sei seine Arbeit, erklärt Söder. 1969 hatte er als „junger Kerl“ im Kirchensteueramt der Diözese begonnen, das sich damals wie das Bauamt und die AV-Medienzentrale in den heutigen Räumen des Medienhauses der Diözese am Kardinal-Döpfner-Platz befand.
Nach seiner Zustimmung zum Wechsel in die Kanzlei wurde Söder drei Wochen eingearbeitet, dann übernahm er eigenverantwortlich die Aufgaben: das Holen der Post, das Vorsortieren, das Verteilen auf die einzelnen Abteilungen, mit Rundgängen durchs Haus um 8, 11 und 15 Uhr. „Man kann praktisch die Uhr danach stellen, wann wir kommen“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Söder ist darüber hinaus ein wandelndes Nachschlagewerk für Portokosten und die jeweils zu beachtenden Vorgaben. Die geübte Hand ersetzt ihm praktisch die Briefwaage.
Außer um die Post kümmert sich Söder auch um den Nachschub an Büromaterialien für das Ordinariat. „Wir haben einen kleinen Vorrat an den üblichen Dingen da, ansonsten wird halt bestellt.“ Wobei „klein“ nicht unbedingt auf haushaltsübliche Mengen zurückschließen lässt. Es komme schon immer mal wieder vor, dass es heiße: „Wir brauchen bis morgen 1000 Briefumschläge.“ Besonders viel Versand war meist in der Zeit zwischen September und Weihnachten zu bewältigen. Dann galt es, Geschick zu beweisen, wenn ein 50-Kilogramm-Paket per Post versandt werden sollte oder es wieder einmal hieß: „Diese Briefe verschicken – möglichst schnell und möglichst preiswert.“ „Im ersten Fall habe ich entweder versucht, das Paket auf zwei postversandtaugliche Pakete zu verteilen, oder eben eine Spedition gesucht. Bei den Briefen musste sich der Absender eben entscheiden, was er will: Schnellen Versand oder den preiswerten.“
Besonders stolz ist Söder darauf, keinen einzigen krankheitsbedingten Fehltag zu haben. „Und auch Schnee und Eis haben mich nie davon abhalten können, ins Ordinariat zu kommen. Wie oft bin ich in meinem Auto vom Heuchelhof mehr nach unten gerutscht als gefahren“, erzählt er. Drei Bischöfe, drei Weihbischöfe und vier Generalvikare hat Söder in seiner Dienstzeit im Ordinariat erlebt. „Vor allem wenn ein neuer Bischof eingeführt wird, gibt es bei uns in der Kanzlei viel zusätzliche Post zu bearbeiten.“ Für solche Fälle oder auch für die umfangreiche Weihnachtspost bekommen Söder und sein Mitarbeiter Johannes Hellmuth dann eine Handvoll Auszubildende, die beim Bestücken der Briefumschläge Hand anlegen. „Da wird dann wie am Fließband gearbeitet.“
Als er selbst im Alter der Auszubildenden war, hatte Söder bereits im Hintergrund dafür Sorge zu tragen, dass die Würzburger Synode in den 1970er Jahren reibungslos laufen konnte. „Mit einem VW-Bus habe ich mit einem Kollegen aus den Pfarrheimen der Würzburger Stadtteile Sanderau und Oberdürrbach Stühle in den Dom geschafft“, erinnert er sich an das Jahr 1971. Solche beschwerlichen Sonderjobs werden für den Rentner Söder nicht mehr anfallen. „Ich freue mich darauf, mehr Zeit für meine beiden Enkel zu haben.“
Neben dem Engagement für seine Familie wird sich Söder in Zukunft auch in größerem Umfang seinen Hobbys widmen: der Mitarbeit im Präsidium der Kolping-Narrengilde Würzburg, dem Wandern, der Orchideenzucht, dem Fotografieren und seiner Briefmarkensammlung. „Als alter Georgs-Pfadfinder habe ich eine Vorliebe für Marken mit Pfadfindermotiven. Rund 90 Prozent des weltweiten Bestands an solchen Marken deckt meine Sammlung ab“, sagt der langjährige Postmann des Ordinariats.
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