Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Integration ist nötig und möglich

Würzburg (POW) „Die Weltreligion Islam halte ich überhaupt nicht für ein Hindernis für Integration.“ Dies hat der Würzburger Religionswissenschaftler Professor Dr. Norbert Klaes im Rahmen eines Vortrages zum Thema „Islam in Deutschland. Wege zur religiösen und kulturellen Integration“ am Donnerstagabend, 24. Januar, in der Katholischen Akademie Domschule in Würzburg erklärt. Damit Integration gelingen könne, seien jedoch intensiver Kontakt, Geduld und die Bereitschaft nötig, Misserfolge in Kauf zu nehmen. Der Dialog mit Muslimen in Deutschland sei eine „Grenzbegehung“.
 
Zwischen der deutschen Gesamtbevölkerung und den Muslimen in Deutschland seien die Kontakte „schwierig“, sagte Klaes, da es wenig Berührung untereinander gebe. Das Gefühl, kulturell in der deutschen Bevölkerung nicht gleich gestellt zu sein, begründe bei den Muslimen einen „Drang zur Ghettobildung“. Besonders Frauen, die traditionell oft im häuslichen Bereich blieben, hätten häufig Sprachprobleme und könnten nur fragmentarisch lesen und schreiben. Zugleich gibt es nach den Worten von Klaes in Deutschland aber mindestens neun türkische Tageszeitungen, und über 85 Prozent der türkischen Haushalte empfingen mehrere türkische Fernsehsender. In den Moscheen werde meist türkisch gepredigt.
 
Für die Generation der heutigen Jugendlichen, die meist in Deutschland geboren sind, stelle die Sprache meist kein Problem mehr dar. Es komme jedoch gerade hier zu einem Identitätsverlust und einer kulturellen Leere, da die Jugendlichen zwischen den Kulturen stünden. Einerseits stehen laut Umfragen fast zwei Drittel der islamischen Jugendlichen den kulturellen und religiösen Traditionen ihrer Eltern distanziert gegenüber. Andererseits sei aber gerade der islamische Glaube identitätsstiftend: „Er gibt der eigenen Kultur die Würde einer Weltreligion“, unterstrich Klaes.
 
Vor diesem Hintergrund sei die Situation des islamischen Religionsunterrichts in Deutschland unbefriedigend. Ein Unterrichtskonzept, das dem der christlichen Kirchen gleichgestellt wäre, wie es der „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ und der „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ fordern, sei derzeit nicht vorhanden. Es gebe kaum deutschsprachige muslimische Theologen und Pädagogen. Zudem sei der Islam in Deutschland bisher keine „Körperschaft öffentlichen Rechts“. Nur etwa zwölf Prozent der Muslime in Deutschland seien institutionell in unterschiedlichen Gruppen und Verbänden organisiert. Offizielle Sprecher und eine hierarchische Struktur fehlten hingegen.
 
Auch in Würzburg findet sich dieses breite Spektrum muslimischer Gruppen und Verbände. Neben dem genannten „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ und dem „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ nannte Professor Klaes die „Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)“ und die „Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine (ATIB)“. Auch sei die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“, die laut Verfassungsschutzbericht 2000 einen „religiös begründeten türkischen Nationalismus“ vertritt, in neuerer Zeit in Würzburg vertreten.
 
Als einen Weg zur Integration der Muslime, der in die richtige Richtung weist und auch von muslimischer Seite vertreten wird, sieht Klaes den so genannten „wohlverstandenen Integrationsprozess“, der aber keine Assimilierung der islamischen Gemeinden bedeuten könne. Es bedürfe einer „Entwicklung, die es ermöglicht, die kulturelle und religiöse Identität beizubehalten und zu festigen.“ Dies aber sei von den Muslimen allein nicht zu leisten. Auch die Gesellschaft müsse bereit sein, sich zu integrieren. Es sei sehr wichtig, aufeinander zuzugehen und in einen ständigen Dialog einzutreten. Von zentraler Bedeutung sei hier die deutsche Sprache: „Wir müssen dahin kommen, dass Deutsch in einer differenzierten Auseinandersetzung selbstverständlich wird.“ Eine junge Muslimin ergänzte: „Nicht die Sprache allein, offene Herzen brauchen wir für einen Dialog.“
 
(0502/0127; Telefax voraus)