Würzburg (POW) „Ist das nicht ein Pfarrer?“, fragte eine erstaunte Kundin an der Kasse des wieder eröffneten K&L-Ruppert-Hauses am Würzburger Marktplatz. „Hat der eine Wette verloren?“, wollte eine andere wissen. Ja, es war ein Priester, der routiniert an der Kasse Hosen, Handtaschen oder T-Shirts einscannte und verpackte, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Eine Wette hatte er aber nicht verloren. Ordinariatsrat Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, packte die Einkäufe für einen guten Zweck ein. Firmenteilhaberin Simone Ruppert hatte ihn eingeladen, am Wiedereröffnungstag ihres Würzburger Hauses eine Stunde an der Kasse mitzuarbeiten. Den Umsatz dürfe er mitnehmen zur Unterstützung von unschuldig in Not geratenen Kindern. Die Chefin packte selbst mit an.
Der Andrang wurde schnell stark, lange Kundenschlangen zogen sich in Doppelschlange zu den Kassen hin. „Können Sie noch, Herr Bieber?“, fragte Ruppert ihren neuen Kassierer. Der lachte nur, hatte keine Zeit zum Reden. Nach 35 Minuten musste eine dritte Kasse aufgebaut werden. Mit einem freundlichen Lächeln reichten Bieber und Ruppert den Kundinnen ihre vollen Tüten über die Theke. Ihr Einsatz hat sich gelohnt, 5322 Euro hatten sie nach einer Stunde eingenommen. Mit dem Geld möchte Ruppert Kinderprojekte in Würzburg unterstützt sehen. Die Idee, den ersten Stundenumsatz eines neuen Geschäftes hierfür zu spenden, ist nicht neu. Ihr Unternehmen pflege diesen Brauch seit vielen Jahren. Zu diesem Zweck gründete es 1986 mit „K&L Ruppert hilft Kids e.V.“ eine eigene Stiftung, die jährlich 80.000 bis 120.000 Euro ausschüttet. Gespeist wird das Stiftungskapital aus Geld- und Zeitspenden von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten und aus Verkaufsaktionen wie in Würzburg.
Neben dem Geld gab es für alle Beteiligten auch viel Spaß. „Ich muss Ordinariatsrat Bieber wirklich loben. Wir haben gemeinsam an der Kasse einen sehr guten Job gemacht. Viele Kunden sind extra vorbeigekommen, um uns als Team live an der Kasse zu erleben – und um gleichzeitig Gutes zu tun“, sagte Ruppert. Auch Bieber war zufrieden. Es sei zwar ungewohnt für ihn gewesen, am Kassentisch zu stehen, aber es habe ihm Freude bereitet. Und die Kunden? Die hätten nicht nur zehn Prozent Rabatt auf alle Einkäufe bekommen, sondern, wie eine hocherfreut meinte, „gleich den Segen dazu“.
(1010/0332; E-Mail voraus)
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