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Großes Lob für kleine Klinik

Pontifikalamt und Festakt zum 100. Jubiläum der Würzburger Theresienklinik

Würzburg (POW) Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt haben die Erlöserschwestern am Freitagabend, 26. September, im Mutterhaus in der Ebracher Gasse das 100. Jubiläum der Theresienklinik gefeiert. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann betonte beim Pontifikalgottesdienst in der Mutterhauskirche, christliches Engagement in der Zuwendung zum Kranken sei weit mehr als medizinische Kunst und Einbringen des Fachwissens sowie therapeutischer Behandlung. Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm sprach sich in ihrer Festrede vehement für den Erhalt kleiner Krankenhäuser aus. „Wir wollen nicht, dass Klinikketten eine Klinik nach der anderen aufkaufen.“

Weiter unterstrich Stamm die zentrale Aufgabe der Länder bei der Krankenhausplanung. „Es ist wichtig, dass wir Krankenhäuser mit einem bedarfsgerechten Versorgungsangebot in der Region haben, die den Menschen und der demographischen Entwicklung gerecht werden. Die Politik hat schon viel zu viel an Selbstverwaltung weggegeben.“ Mit Blick auf das vorbildliche Engagement in der Theresienklinik sagte Stamm, der Kranke benötige für seine Genesung neben moderner Medizin Menschen an der Seite, die Zeit hätten, Trost spendeten und bei ihm verweilten. Um den Forderungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen gerecht zu werden, müssten mehr Mittel bereit gestellt werden.

Deutlich sprach sich Stamm für einen Abbau von Bürokratie im Gesundheitswesen und von Vorschriften für Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte aus. „Muss alles von einem medizinischen Dienst geprüft werden? Können dies nicht die Verantwortlichen selbst leisten?“, fragte sie. Weiter kritisierte Stamm auch die Callcenter von Krankenkassen, die Patienten in Programme hineinzwängten, die diese gar nicht wollten. Künftige Gesundheitspolitik müsse dem christlichen Menschenbild verpflichtet sein mit den Eckpfeilern Solidarität, Subsidiarität und Eigenverantwortung. Kranken, Alten und Behinderten müsse ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden. „Die notwendigen Sparmaßnahmen dürfen nicht bei den Schwächsten unserer Gesellschaft ansetzen“, bekräftigte die Festrednerin.

Schwester M. Juliane Friedrich, Generaloberin der Erlöserschwestern, betonte, das 100. Jubiläum erfülle die Ordensgemeinschaft mit großem Dank und tiefer Freude. Die Theresienklinik habe sich zu einer modernen Belegarztklinik in der Region entwickelt. Viel Energie, selbstloser Einsatz, Mut und vor allem unerschütterliches Gottvertrauen seien auf dem langen Weg durch die 100-jährige Geschichte notwendig gewesen. Engagement, Initiativen, Motivation und Idealismus seien auch heute gefordert, damit bei allen Herausforderungen die Theresienklinik eine Klinik mit Herz im Herzen Würzburgs bleibe, die Wunden der Seele und des Leibes heile. Den Dank an alle, die in der Klinik wirkten und wirken, verband die Generaloberin mit der Zuversicht, dass die Klinik im Sinne des Sendungsauftrags der Erlöserschwestern fortgeführt und weiterentwickelt werde.

Die Grüße und den Dank der Stadt Würzburg übermittelte Bürgermeister Dr. Adolf Bauer. Die Theresienklinik stehe in einer sehr langen Tradition des Helfens und Heilens in der Stadt und habe in besonderer Weise das Gesundheitswesen Würzburgs mitgeprägt. „Die Stadt steht der Theresienklinik zur Seite, soweit sie dies kann.“ Klinikdirektor Michael Jung appellierte an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, sich für die Finanzierung der Krankenhäuser einzusetzen über das hinaus, was derzeit beschlossen sei.

Beim Festgottesdienst sagte Bischof Hofmann, gerade heute, wo die medizinische Versorgung weitgehend in staatlichen oder kommunalen Krankenhäusern abgedeckt sei, bleibe die seelische Not der einzelnen in ihrer oft schwierigen Krankheits- und Lebenssituation bestehen. Die Erlöserschwestern hätten in den vergangenen 100 Jahren stets neben einer medizinisch und pflegerisch optimalen Betreuung das seelsorgliche Anliegen eingebracht. „Auch in der pluralen Landschaft medizinischer Vielfalt in unserem Land treten die Schwestern hier – wie auch im Sankt-Josefs-Krankenhaus in Schweinfurt – gemäß ihrer Spiritualität für die Frohbotschaft der Erlösung durch Jesus Christus ein. Sie bezeugen durch ihre Trägerschaft und Mitarbeit, dass Gott jede und jeden Einzelnen von Herzen liebt.“

Weiter würdigte der Bischof die familiäre Atmosphäre der Klinik. Sie sei ebenso Ausdruck einer gemeinsamen christlichen Grundhaltung aller Ärzte, Schwestern und Mitarbeitern, als auch die Voraussetzung für ein fruchtbares, wertorientiertes Arbeiten an und mit den Patienten. Auch und gerade heute seien Ordensfrauen nötig, die in einem Krankenhaus den Menschen, die dort zur körperlichen Heilung kämen, Hilfe und Rat schenkten und sie ins Leben herein und aus dem irdischen Leben hinaus begleiteten.

Im Jahr 1908 gründeten die Schwestern des Erlösers die Theresienklinik. Heute zählt das kleinste Krankenhaus Würzburgs 50 Betten, 75 Mitarbeiter und 27 Belegärzte. Bekannt ist die kirchliche Einrichtung im Schatten des Kiliansdoms besonders als Geburtsklinik. 1908 erwarben die „Töchter des Allerheiligsten Erlösers“ die damalige Müllersche Klinik in der Hofstallstraße in Würzburg und nannten sie „Theresienklinik“. Ein Operationssaal wurde angebaut und 22 Betten für die Chirurgie wurden bereitgestellt. Würzburgs Bischof Ferdinand von Schlör hatte zuvor die 1220 Schwestern zählende Ordensgemeinschaft gebeten, eine eigene Krankenanstalt zu erwerben und die Ausbildung der Schwestern in der Krankenpflege zu ermöglichen. Erster Arzt der Theresienklinik war Hofrat Dr. Max Pretzfelder, ein jüdischer Bürger Würzburgs, der 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben kam. Am 16. März 1945 zerstörte der Bombenangriff auf Würzburg die Klinik in der Hofstallstraße restlos. Drei Schwestern kamen dabei ums Leben.

Nur wenige Wochen nach Kriegsende konnten die Erlöserschwestern eine „provisorische Theresienklinik“ mit 25 Betten in der Edelstraße 8 im Stadtteil Frauenland eröffnen. Johanna Hennermann hatte den Schwestern das Anwesen geschenkt. 1950 wurde der erste Bauabschnitt und 1957 der zweite Erweiterungs- und Modernisierungsbau in der Domerschulstraße 1-3, in den beiden ehemaligen Domherrenhöfen Seebach und Heideck, eingeweiht. 115 Betten fanden in der neuen Theresienklinik Platz, 15 Ordensschwestern und acht Stationshilfen betreuten die Patienten. In den 1990er Jahren und Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die Klinik erneuert und die Inneneinrichtung saniert. Eine moderne Entbindungseinrichtung entstand. Rund 3000 Patienten werden jährlich überwiegend stationär in den Fachgebieten Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie bei Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten und bei inneren Erkrankungen behandelt. Rund vier Millionen Euro setzt die Theresienklinik jährlich um.

bs (POW)

(4008/1156; E-Mail voraus)

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