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Fünfter Zwischenbericht von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand

zum Prozess „Erneuern und Sparen“ im Bistum Würzburg bei der Haushaltspressekonferenz am 3. Ferbuar 2010 in Würzburg

Man kann diese Haushaltspressekonferenz mit einer guten und einer schlechten Nachricht beginnen. Die gute: Auch für das kommende Jahr steht die Zusage des Bistums, ohne betriebsbedingte Kündigungen im verfasst-kirchlichen Bereich auszukommen. Die schlechte bzw alarmierende: Erstmals seit mehreren Jahren müssen Rücklagen zum Ausgleich des Haushalts (und zwar in Höhe von 3,4 Millionen Euro) entnommen werden. Beide Botschaften erzeugen eine Spannung, die uns auf absehbare Zeit weiter begleiten wird: Auf der einen Seite steht die Einsicht, dass unser wertvollstes Kapital die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, mit denen ein fairer und partnerschaftlicher Umgang geboten ist. Auf der anderen Seite muss eine Vielzahl differenzierter Aufgaben mit geringer werdenden Kirchensteuermitteln bewältigt werden; im Vergleich zum Vorjahr sind es über zehn Prozent weniger. Hinzu kommt, dass auch die Katholikenzahl weiter gesunken ist: derzeit sind es knapp 827.000 im Bistum, mit weiter fallender Tendenz.

Gesagt wird, dass angesichts dieser Situation die Aufgaben den Ausgaben angepasst werden müssen, zumal die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auch an den deutschen Diözesen nicht spurlos vorübergehen. Aber mit einer bloßen Aufzählung von Veränderungen und Verlusten entwickelt man noch keine Perspektiven. In dem kürzlich erschienenen Text der Deutschen Bischofskonferenz zu Fragen der Finanz- und Wirtschaftskrise steht der bemerkenswerte Satz, dass diese Situation auch als „Teil einer Orientierungskrise“ zu verstehen ist. Daraus folgt für mich, dass solche Krisen von kirchlichen Verantwortungsträgern nicht durch kurzfristige oder gar kurzschlüssige Maßnahmen zu bewältigen sind, sondern nur durch konsequente Abstimmung mit den Grunddimensionen kirchlichen Lebens: Verkündigung, Liturgie und Diakonie (bzw. Caritatives Handeln). Dem sind alle Einzel- und Eigeninteressen unterzuordnen, was auch beinhaltet, dass die verantwortlichen Personen selbst sich konsequent und glaubhaft an dieser Orientierungssuche beteiligen. Unter diesen Voraussetzungen möchte ich – im Blick auf die Arbeit der Prioritätenkommission im vergangenen Jahr – die Bereiche herausgreifen, die bei dieser Suche nach der weiteren Orientierung kirchlichen Finanzhandelns wichtig sind.

1. Zunächst ein Blick auf die Pastoral:

Der Prozess der Errichtung unserer Pfarreiengemeinschaften steht kurz vor dem Abschluss. Das ist kein Grund, sich bequem zurückzulehnen – geschaffen sind lediglich die Voraussetzungen, die weiter mit Leben erfüllt werden müssen. Neben der verstärkten Bedeutung ehrenamtlicher Aktivitäten wird den Pfarrbüros in den neuen Seelsorgeeinheiten eine verstärkte Bedeutung zukommen; deshalb werden die Beschäftigten in den Pfarrbüros um der besseren Profilierung willen einheitlich in die diözesane Anstellungsträgerschaft überführt. Orientierungspunkt in all dem darf nicht einfach die Bewahrung des Bestehenden sein, sondern die Frage, wie wir unter gewandelten Voraussetzungen missionarisch Kirche sein können. Mit dieser Frage hat sich besonders intensiv der Diözesan-Pastoralrat gerade angesichts der alarmierend gestiegenen Zahl der Kirchenaustritte beschäftigt (2009 waren es 3.788 Katholiken im Vergleich zu 3.416 Katholiken im Vorjahr) wofür ich ihm an dieser Stelle ganz ausdrücklich danken möchte.

2. Von daher ergibt sich ein Blick auf das Personal. Der Diözesansteuerausschuss hat dankenswerterweise zugestimmt, die Anstellungszahl von zwei Ständigen Diakonen, zwei Pastoralreferenten und sieben Gemeindereferentinnen und -referenten auch für das kommende Haushaltsjahr zu halten. Soweit, so gut. Diese Entscheidung braucht aber wieder einen Orientierungsrahmen, nämlich die Bereitschaft aller pastoralen Kräfte, sich bei dem berechtigten spezifischen Profil der jeweiligen Berufsgruppe als übergreifende Dienstgemeinschaft zu sehen. Mit Sorge nehme ich vermehrt Zeichen von Konkurrenzneid wahr, wenn etwa Vertreter von Pastoral- und Gemeindereferenten aneinander vorbei versuchen, ihre jeweilige Gruppe als wichtiger für die Zukunft des Bistums hinzustellen. Solche Positionskämpfe, die letztlich bloß binnenkirchlichem Denken verhaftet sind, können wir uns nicht leisten; gerade weil wir im Bistum die hauptberufliche und ehrenamtliche Laienarbeit so hoch einschätzen, muss solches Denken angesichts der knapper werdenden finanziellen Ressourcen überwunden werden.

3. Viel zu sagen wäre schließlich noch zu dem reichen Potential unseres Bistums an diözesanen Verbänden, geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Einrichtungen. Verständlicherweise stellt sich bei all diesen Aktivitäten die Frage nach der Beheimatung: Sowohl nach der geistlichen Verwurzelung wie der lokalen Verortung. Bisher war es fast selbstverständlich, dass größere Verbände und Initiativen von der Diözese mitgetragene eigene Häuser zur Verfügung hatten. Das wird in Zukunft im bisherigen Umfang nicht mehr möglich sein. Die Prioritätenkommission hat sich deshalb ausführlich mit der Situation der Tagungs- und Bildungshäuser beschäftigt und festgestellt, dass eine erhöhte Flexibilität das Gebot der Stunde ist, ohne dass deswegen gewachsene Profile einfach verschwinden sollen. Aber gerade wenn solche Häuser Orientierungshilfen für die Zukunft geben wollen, können sie bzw. die sie tragenden Verbände nicht einfach ein Besitzstandsdenken pflegen, das die notwendige Erneuerung eher blockiert als ermöglicht. Deshalb ist als erster Schritt an eine zentrale und damit kostensparende bistumsweite Wirtschaftsführung gedacht, die für weiterführende Synergieeffekte offen ist.

Schlussbemerkungen

Ich komme zum Schluss. Wenn ich richtig gerechnet habe, ist dies der 31. Haushalt der Diözese, der unter Federführung von Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer eingebracht wird. Es ist zugleich sein letzter, da er mit Erreichen der Altersgrenze Ende Mai seinen Dienst in der Diözese beenden wird. Für eingehende Würdigungen wird noch genügend Gelegenheit sein; ich möchte ganz persönlich hier nur soviel bemerken, dass ich immer darüber gestaunt habe, welch genaue Punktlandung die Verantwortlichen der Finanzkammer mit ihren Haushaltsberechnungen jeweils geschafft haben. Dafür spreche ich jetzt schon meine ehrliche Anerkennung aus. „Jede Stunde ist Haushalt“, pflegt der Finanzdirektor immer zu sagen. In meinen Dank möchte ich ausdrücklich all jene mit einschließen, die mit ihrer Kirchensteuer dazu beitragen, dass die Kirche in unserem Bistum ihre Aufgaben weiter erfüllen kann und, wie eingangs erwähnt, auch in Krisenzeiten Orientierungshilfe bietet.

Dr. Karl Hillenbrand, Generalvikar

 

Mitglieder der Prioritätenkommission:

•  Leitung: Dr. Karl Hillenbrand, Generalvikar

•  Hans-Dieter Arnold, Miltenberg

•  Dr. Adolf Bauer, Finanzdirektor

•  Norbert Baumann, Schweinfurt,

•  Ordinariatsrat Clemens Bieber (ab 1. Januar 2010)

•  Pfr. Robert Borawski, Veitshöchheim

•  Karl-Peter Büttner, Vorsitzender des Diözesanrats

•  Dr. Heinz Geist, Domkapitular

•  Hans Herderich, Domkapitular

•  Ferdinand Kraus, Mellrichstadt,

•  Thomas Lorey, Personalleiter

•  Joachim Morgenroth, Dekan in Haßfurt

•  Dietrich Seidel, Domkapitular, stv. Generalvikar

•  Albrecht Siedler, stv. Finanzdirektor

•  Christoph Vierheilig, Burkardroth

•  Dorothea Weitz, 1. Vorsitzende der Mitarbeitervertretung

 

(Richten Sie Ihre Stellungnahme bitte per Post an das Generalvikariat bzw. über E-Mail an generalvikariat@bistum-wuerzburg.de).