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Die Bibel aus Sicht der Armen lesen

Laientheologin Martha Bispo setzt sich in Brasilien für Landlose ein – „Heilige Schrift hilft, Selbstbewusstsein zu entwickeln“ – Förderung durch Adveniat

Würzburg (POW) „Die Lage der Landbevölkerung ist dramatisch“, sagt Martha Bispo. Sie ist Laientheologin in der brasilianischen Region Maranhao. Jüngst bereiste sie auf Einladung des bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat das Bistum Würzburg und sprach über die Situation vieler Bauern, die landlos sind. Unter dem Motto „Überzeugen. Mit Wort und Tat – Ihr werdet meine Zeugen sein“ rückt die 50. Adveniat-Aktion heuer vor allem das Engagement der Laien in der Kirche in Lateinamerika in den Mittelpunkt.

„Da ausländische Unternehmen seit den 1980er Jahren eine Vielzahl an landwirtschaftlicher Fläche in Brasilien aufkaufen, kommt es oft zur brutalen Vertreibung der Bauern. Ihre Hütten werden dem Erdboden gleichgemacht“, erzählt Bispo. Zwar sichere die Regierung mit einer Agrarreform den Kleinfarmern Hilfe zu, doch der Kampf gegen die mächtigen Konzerne zieht sich oft über Jahre hin. Bispo und anderen Laientheologen setzen auf Basisgemeinden, die direkt vor Ort bei den Armen sind. Flache Hierarchien sind das Kennzeichen dieser Gemeinden, weshalb Bürger der Mittel- und Oberschicht den Basisgemeinden oft misstrauisch gegenüberstünden. Zur Aufgabe der Laientheologen gehören regelmäßige Bibelstunden. Dort lesen die Gläubigen die Heilige Schrift aus Sicht der Armen. „Unsere Teilnehmer vergleichen die Texte der Bibel mit ihrer eigenen Situation und finden so Antworten für ihre eigene Realität“, sagt Bispo.

Bei ihren Treffen sollen die Teilnehmer politisch gefördert werden. „Wir möchten, dass sich die Leute politisch interessieren und einsetzen, auch für mehr Gerechtigkeit“, erklärt Bispo. Parteipolitisch sei das aber nicht, betont sie. Kirche sei in Brasilien seit der Kolonialisierung immer politisch gewesen. Nur engagiere sie sich insbesondere seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil besonders für die Armen. Unterstützung bekommen die Mitarbeiter der Basisgemeinden von der Brasilianischen Bischofskonferenz.

Den Abbau von Sklaverei und Unterdrückung der Afrobrasilianer möchte Bispo in Zukunft verstärken. Viele Leute aus dieser Personengruppe hätten kein Selbstbewusstsein, da ihnen zu verstehen gegeben wird, dass sie im Leben keine Chancen hätten, erklärt Bispo, die selbst afrikanische Vorfahren hat. Mit 13 Jahren verließ die heute 50-Jährige ihre Familie, um eine weiterführende Schule zu besuchen und zu beweisen, dass Bildung nicht nur den Weißen vorbehalten ist. Sie wurde Lehrerin und studierte später auf dem zweiten Bildungsweg Theologie. Seit 1987 arbeitet sie in einem Projekt für Straßenkinder mit. Über 200 Kinder werden jeden Nachmittag in einem Jugendzentrum betreut, spielen dort und machen ihre Hausaufgaben. „Das macht aus ihnen starke Persönlichkeiten“, sagt Bispo.

In der brasilianischen Region Maranhao, die so groß wie Deutschland ist, gibt es zwölf Diözesen. Die Zahl der Basisgemeinden ist auf fast 5000 angewachsen. In Gruppen von 30 bis 200 Gläubigen treffen sie sich zu Bibelkreisen und Gottesdiensten. „Die Botschaft der Heiligen Schrift ist für sie Antrieb zu gesellschaftlichem Engagement“, sagt Bispo. In 2010 und 2011 unterstützt Adveniat mit 20.000 Euro ein Bildungsprogramm für Leiter der Basisgemeinden.

Die Weihnachtskollekte in den katholischen Gottesdiensten an Heiligabend und am Ersten Feiertag kommt dem Hilfswerk Adveniat zugute. Im Jahr 2009 erbrachte die Kollekte 1.387.698,27 Euro im Bistum Würzburg. Die Spendensumme setzt sich aus der Weihnachtskollekte 2009 in Höhe von 1.173.574,41 Euro und beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat eingegangenen Einzelspenden aus der Diözese Würzburg in Höhe von 214.123,86 Euro zusammen. Der Spendeneingang bezieht sich auf die Zeit vom 1. Oktober 2009 bis 30. September 2010. Im Jahr 2008 erbrachten die Adveniat-Weihnachtskollekte und Einzelspenden im Bistum Würzburg 1.480.858,07 Euro. Die Bischöfliche Aktion fördert jährlich mehr als 4000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 40 Millionen Euro. Damit ist Adveniat das größte Lateinamerika-Hilfswerk Europas.

Weitere Informationen bei: Bischöfliche Aktion Adveniat, Gildehofstraße 2, 45127 Essen, Internet www.adveniat.de. Spenden für das Hilfswerk Adveniat können eingezahlt werden bei: Bischöfliche Aktion Adveniat, Spendenkonto 345, Bank im Bistum Essen, Bankleitzahl 36060295, oder via SMS mit dem Inhalt „Hilfe“ an 81190. 4,83 Euro gehen dann an Adveniat.

(5010/1568; E-Mail voraus)

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