Würzburg (POW) Es endlich einmal ruhig angehen zu lassen, das ist der Wunsch der meisten Menschen, wenn Weihnachten kommt. Ganz anders die Realität. Nach Geschenke-Hetze im Vorfeld sind die Festtage selbst meist alles andere als besinnlich. Paul Weismantel, Leiter des Referats Geistliches Leben im Bischöflichen Ordinariat in Würzburg, gibt Tipps, wie man und frau den emotionalen Stress in Grenzen halten. Weiter erzählt er, wie er als Priester die Festtage begeht und zu innerer Ruhe kommt, obwohl er bisweilen mehrfach täglich Gottesdienste feiert.
„Das wichtigste ist, über den Rummel nicht zu jammern und zu schimpfen, der an Weihnachten herrscht. Wir sollten lieber die Tatsache Weihnachten aufnehmen und vom Glauben her deuten“, sagt Weismantel. Er selbst schlägt oft die Bibel von Jesaja bis hin zu den Kindheitsgeschichten bei Lukas auf. Gerade im Alten Testament finde er Verheißungen, die Trost, Ermutigung und Hoffnung zusagen.
Literarisch Besinnliches von heute bieten Weismantel die Weihnachtsausgaben der großen Tageszeitungen. „Und die deutschen Bischöfe sagen ja auch immer was“, fällt ihm ein. Interpretationen aus alten Weihnachtsliedern habe Professor Dr. Theodor Maas-Ewerd zusammengefasst. Auch lese er Texte von Benediktinerpater Anselm Grün sehr gern oder vom Limburger Bischof Franz Kamphaus. „Stoff gibt es mehr als genug. Das Problem ist eine sinnvolle Auswahl. Weniger ist mehr“, empfiehlt Weismantel.
Hilfreich könne auch Lyrisches sein, rät der Spezialist für geistliche Fragen. Die Auswahl müsse angesichts der Flut von „Besinnungs-Literatur“ auf den Gabentischen der Buchläden gezielt erfolgen. Da dies viel Zeit braucht, greift Weismantel lieber zu Altbewährtem: Zu seinen Lieblings-Lyrikern zählen Hans Günter Saul, Christina Busta und Wilhelm Willms. Letzterer spiele vor allem mit Sprache und unter seinen Gedichten eigne sich so manches zugleich für die obligatorische Weihnachtspost.
Weismantel hält nichts davon, noch schnell am Tag vor Heiligabend lieblose Karten zu verschicken. Lieber solle man sich zwischen den Jahren Zeit dafür nehmen und sie mit Muse verfassen. „Was mich zum Beispiel freut, sind phantasievoll gestaltete Karten. Ich staune immer wieder, wie man mit einfachen Mitteln tolle Sachen basteln kann“, erzählt er. Er selbst greife mangels handwerklichem Geschick lieber zur gekauften Karte, dafür sucht der Empfänger vergeblich nach dem Standard-Spruch, der mit „Frohe Weinachten“ beginnt und guten Wünschen fürs neue Jahr endet.
Seit ein paar Jahren setzt sich der Seelsorger nach den Feiertagen ganz bewusst hin, und schreibt einen Jahresbrief. In diesem lässt er die vergangenen Monate Revue passieren und bringt seine Gedanken zu Papier. „Ich empfehle jedem, sich zu fragen, was ihm oder ihr in Verbindung mit dem Jahreswechsel wichtig ist“, sagt Weismantel. Verschicken müsse man den Brief ja nicht. Es sei mehr ein Weg, sich vom alten Jahr zu lösen und für das neue bereit zu werden.
Weismantel rät, auch anderen geistlicher Begleiter zu sein. Sich Zeit für jemanden nehmen, der vielleicht nicht damit rechnet, oder ihm eine Kleinigkeit vorbeizubringen, seien schöne Gesten. Er habe einen Tick für Kalender aller Art. Am meisten freuen ihn mit Bildern und Texten selbstgestaltete. „Das sind Geschenke für ein ganzes Jahr, die mich jeden Monat neu freuen“, sagt Weismantel. „Die müssen nicht zu Weihnachten fertig sein, das reicht bis Ende des Jahres.“ Zeit für Gespräche hält er für wichtig, um positiv ins neue Jahr zu starten, selbst wenn vieles derzeit beängstigend sei.
Bei Gottesdiensten greift Weismantel aktuelle Themen auf, um die Leute zum Nachdenken zu bringen. Viele kämen zwar nur zu Weihnachten, aber er wolle den Leuten deshalb kein schlechtes Gewissen machen. Sie besuchten die Kirche wohl vor allem, weil Weihnachten so emotional besetzt sei. „Ich glaube aber, es hängt mit der Sehnsucht der Leute nach dem anderen Leben zusammen, nach Frieden und Freude. „Sicher ist, dass Gott mitgeht und auch im kommenden Jahr da ist. Nicht nur zu Weihnachten.“
(5002/1607)
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