Würzburg (POW) Der Anti-Aids-Arbeit hat sich Nonkosi Khumalo in ihrem Heimatland Südafrika verschrieben. Die 24-jährige Soziologin berichtete bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag, 22. November, im Missionsärztlichen Institut von ihrer Arbeit als nationale Koordinatorin für Frauengesundheitsprogramme in ihrer Organisation „Treatment Action Campaign“ (TAC). Hauptsächlich kümmert sie sich um ein nationales Präventionsprogramm, das die Ansteckung ungeborener Kinder durch infizierte Mütter verhindern will. In Deutschland war sie anlässlich der Gründung eines Aktionsbündnisses gegen Aids, dem neben dem Würzburger Missionsärztlichen Institut rund 35 weitere Organisationen, Hilfswerke und Gruppierungen als Träger angehören.
Die Initiative TAC nimmt vor allem zwei Aufgaben wahr: die Mitarbeiter halten Kurse zur Prävention und betreiben Aufklärungsarbeit. Laut Khumalo sei zunehmend auch Lobby-Arbeit bei Staat und Pharmaindustrie gefragt. Aids sei von einem zunächst rein medizinischen Problem hin zu einem gesellschaftlichen Phänomen und politischen Machtspiel mutiert. „Es macht die Leute krank, darüber zu diskutieren“, erzählt Khumalo.
Hauptziel der Arbeit ist der Zugang zu bezahlbaren Medikamente für die Infizierten. Die Tabletten, mit denen das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung auf etwa 40 Prozent reduziert werden kann, kosten zwei Euro pro Stück. Erst per Gerichtsurteil wurde die südafrikanische Regierung verpflichtet, allen Schwangeren die Behandlung zu ermöglichen. Doch diese ist teuer. Monatlich umgerechnet rund 150 Euro koste beispielsweise eine Kombi-Therapie aus drei Medikamenten, die den Ausbruch von Aids bei Erwachsenen verhindern oder stark verzögern können. Das sei mehr als der Hälfte eines monatlichen Durchschnittseinkommens, sagt Khumalo. „Gering bezahlte Kräfte verdienen bei uns gar nur 25 bis 80 Euro.“
Dennoch sieht sie Schritte in die richtige Richtung. Der größte Erfolg für TAC war ein Vergleich, auf den sich die Gesundheitsorganisation mit der Pharmaindustrie verständigte. Die Konzerne verpflichteten sich nach einem Rechtsstreit, Patente auf geeignete Medikamente herauszugeben. Jetzt sind kleinere Unternehmen in der Lage, wesentlich günstigere Imitationen, so genannte Generika, zu produzieren. „Doch jetzt wollen die 15 Prozent des Gewinns wieder haben“, beschwert sich Khumalo. Auf sie und ihre Mitarbeiter kommen in den nächsten Jahren weiterhin etliche Herausforderungen zu. Doch die Afrikanerin gibt nicht auf, gegen das Virus in ihrer Heimat zu kämpfen. Immerhin fast ein Viertel der Bevölkerung ist angesteckt. „Ich träume davon, Südafrika so bald wie möglich frei von dieser Krankheit zu sehen.“
TAC ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die sich seit 1998 für die Bekämpfung des HIV einsetzt und Infizierte unterstützt. Der Haupt-Zuschussgeber ist das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“. Um unabhängig zu bleiben, nimmt TAC keine Gelder von der südafrikanischen Regierung oder von Pharmakonzernen an. Die Arbeit wird in Johannesburg sowie in vier Regional-Büros koordiniert. 20 Angestellte arbeiten mit 10.000 Freiwilligen zusammen. Viele von ihnen sind selbst HIV-positiv.
(4802/1516; Telefax voraus)
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