Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Alles im grünen Bereich?

Für Grüne Gentechnik scheint einiges zu sprechen. Für den Anbau von Bt-Mais in unserer Region spricht hingegen nichts. Ganz im Gegenteil ergibt eine sachliche Abwägung, dass die Aussaat ökologisch unvernünftig ist.
Noch liegen die Felder brach. Doch seit ein paar Wochen geht ein Gespenst um in Franken. Es heißt „Grüne Gentechnik“ und soll sich im Anbau von Bt-Mais ausbreiten.
Etliche Hektar Ackerfläche im Raum Schweinfurt-Süd und im Landkreis Kitzingen waren für die Freisetzung dieser gentechnisch veränderten Maissorte angemeldet worden. Die Flächen bei Unterspiesheim, Sulzheim und Donnersdorf wurden inzwischen zurückgezogen. Doch die Menschen sind weiterhin besorgt, empört und häufig auch ratlos: Wird uns der Gen-Mais schaden? Oder ist er doch ein echter Segen der Wissenschaft? Darf der Mensch überhaupt so massiv in die Schöpfung eingreifen und im Lebensplan Gottes herumwerkeln? Diese Fragen werden geprüft nach dem bewährten Dreischritt: Sehen (1), Urteilen (2), Handeln (3).
(1) Was ist eigentlich
Gentechnik?
Seit einigen Jahrzehnten weiß man, dass das Programm des Lebens in einer recht simplen Struktur gespeichert und von Generation zu Generation weitergegeben wird – den Erbanlagen oder Genen. Ihr Aufbau und die Art und Weise ihres Funktionierens sind immer gleich, egal ob es sich um einen Regenwurm, ein Huhn, einen Menschen oder eine Pflanze handelt. Gentechnik ermöglicht die Analyse und gezielte Veränderung dieser Erbanlagen. Einzelne Gene können ein- und ausgeschaltet oder durch artfremde Erbanlagen ersetzt oder ergänzt werden. So kreiert der Mensch Organismen mit neuen Eigenschaften, die durch die klassische Züchtung nicht zu Stande kommen können. In den Bt-Mais hat man das Gen einer Bakterie eingebaut, um einen Gift-Stoff im Mais zu erzeugen, der den Maiszünsler, einen Fraßfeind abtötet. Ernteausfälle können so verhindert und der Einsatz synthetischer Gifte kann vermieden werden.
(2) Spielt der Mensch Gott?
Dieser Vorwurf ist immer wieder zu hören: Mit der Gentechnik maße sich der Mensch etwas an, das nicht dem Willen Gottes entspreche und gegen die Natur sei. Andererseits ist uns Menschen aus christlicher Perspektive die Welt als Schöpfung aufgegeben. Wir sollen sie gestalten und nutzbar machen (Genesis). Ein Verbot der Gentechnik lässt sich also nicht unmittelbar aus der Bibel oder aus dem Willen Gottes ableiten. Auch die Natur ist nicht einfach gut, sondern muss im wahrsten Sinne des Wortes beackert werden. Forscher machen sich letztlich nur das nutzbar, was sie in der Natur vorfinden. Das oberste Prinzip für alle Menschen ist die Verantwortung. Für den Anbau von Bt-Mais stellt sich somit die Frage, ob es verantwortbar ist, ihn hier und jetzt anzubauen.
Wo eine neue Technologie zum Einsatz beziehungsweise aufs Feld kommen soll, müssen Vor- und Nachteile gegeneinander mit den Mitteln der Vernunft abgewogen werden. Als Chancen der „Grünen Gentechnik“ werden – neben dem Wegfallen des Pestizid-Einsatzes wie beim Maiszünsler – unter anderem genannt: höherer Nährstoff- und Vitamingehalt, Resistenz gegen Pflanzenschutzmittel, Anpassung an veränderte Klimabedingungen, Ertragssteigerung. Und worin bestehen die Risiken? Ob der Verzehr von genetisch veränderten Bt-Pflanzen Gesundheitsschäden verursacht, ist ungewiss. Klar ist aber, dass so bekämpfte Schädlinge zusehends resistent reagieren. Sie passen sich an oder räumen das Feld für eine neue Generation von Fraßfeinden.
Klar ist auch, dass es ein friedliches Nebeneinander von Bt-Mais, konventioneller Landwirtschaft und Öko-Landbau nicht geben kann. Denn auch auf dem Acker gilt: Der Wind weht, wo er will. Und er verteilt den gentechnisch veränderten Pollen über alle Grenzen hinweg. So genannte Sicherheitsabstände schaffen alles, aber keine wirkliche Sicherheit. Auch bei Transport und Verarbeitung wird eine saubere Trennung kaum möglich sein. Man wird also in Zukunft damit rechnen müssen, dass sich überall Spuren von gentechnisch veränderten Pflanzen finden lassen.
Muss man nun doch wieder zur chemischen Keule greifen, um den Maiszünsler aus dem Feld zu schlagen? Es gibt Alternativen. Sie verlangen aber nach Kooperation aller Landwirte in einer Region. Äcker müssen im Herbst gründlich bearbeitet und Fruchtfolgen eingehalten werden. Wer immer nur Mais anbaut, schafft ein Paradies für Schädlinge. In der Schweiz geht man mit Schlupfwespen gegen den Maiszünsler vor. Die lassen sich unproblematisch ansiedeln und machen dem Fraßfeind das Leben schwer.
Ergebnis: Für Grüne Gentechnik scheint einiges zu sprechen. Für den Anbau von Bt-Mais in unserer Region spricht hingegen nichts. Ganz im Gegenteil ergibt eine sachliche Abwägung, dass die Aussaat ökologisch unvernünftig ist. Kenner der Szene sind sogar der Meinung, dass es für den Landwirt auf die Dauer selbst ökonomisch nachteilig sei: Das gentechnisch veränderte Saatgut ist teuer, darf nur einmal verwendet werden und unterliegt bis zur Pflanze hin einem strengen patentrechtlichen Schutz. Außerdem muss ein Landwirt für alle Schäden aufkommen, die durch seinen Bt-Mais anderen entstehen.
(3) Was kann man tun?
In Niederbayern haben im letzten Jahr Diskussionsrunden, Gespräche der Bauern untereinander und öffentlicher Protest bewirkt, dass alle Landwirte auf den Anbau von Bt-Mais verzichtet haben. Das sollte doch auch in Franken möglich sein!

Der Autor ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Moraltheologie der Universität Würzburg und Honorarreferent der Akademie Domschule zu Fragen der Grünen Gentechnik.

 

Gen-Mais
auf Frankens Feldern
Information und Diskussion am 13. März um 19.30 Uhr in der Alten Synagoge in Kitzingen mit: Dipl-Theol. Sebastian Schoknecht, Manfred Engelhardt (Dettelbach), Kreisvorsitzender Bund Naturschutz, Bioland-Fachberater Hans-Georg Plate (Hüttenheim), Bürgermeister Hans Fischer (Schwebheim) sowie Imker Peter Maske (Schwarzach). Info: Edmund Gumpert, Umweltbeauftragter der Diözese, Telefon 0931/38665130; E-Mail: „umweltbeauftragter@bistum-wuerzburg.de“.

 

Zentrale Begriffe

 

Bt-Mais:
Gentechnisch veränderter Mais. Aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) wurde ein Gen isoliert und in den Mais eingefügt, so dass dieser resistent ist gegen einen Schädling.
 

Gen:
Als Gen wird ein Abschnitt der Erbanlagen bezeichnet, aus dem ein Eiweiß hergestellt wird. Gene finden sich in nahezu jeder Zelle eines Lebewesens.
 

GVO:
Abkürzung für Gentechnisch Veränderter Organismus. Mit Hilfe der Gentechnik wurden Gene abgeschaltet oder artfremde Erbinformationen eingeschleust.
 

Maiszünsler:
Kleiner brauner Schmetterling, der seine Eier auf dem Mais ablegt. Die geschlüpften Larven fressen sich durch die Pflanze und richten erheblichen Schaden an. Treffen sie jedoch auf Bt-Mais, sterben sie durch ein natürliches Gift ab.