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„Alle sollen es gut haben“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom am Tag der Handwerker und Unternehmer, 9. Juli 2009, im Würzburger Kiliansdom

„Damit ihr ein Segen seid“. Dieses Wort steht über der Kilianiwoche 2009. Viele Menschen unserer Tage erfahren sich nicht als Gesegnete. Sie erleben sich eher gebeutelt, oft ausgebeutet. Sie fühlen sich nicht in guten Händen. Das gilt nicht nur für unser Land, sondern global, weltweit. Die Vertrauenskrise in unserer Gesellschaft hat auch die Wirtschaft eingeholt. Wir haben dem Geld und den Finanzen wohl zu viel vertraut, zugetraut. Wir haben uns bisher absichern können in unserer Lebenswelt, nun müssen wir ernüchternd feststellen – eine Wahrheit, die im Grunde schon immer galt – dass nichts sicher ist: keine Rente, keine Rücklage, ja auch nichts im Persönlichen. Wir erleben, wie Beziehungen zerbrechen und Absprachen nicht eingehalten werden. Nur eines ist sicher, todsicher: der Tod. Wen wundert es, wenn das Leben so fixiert ist auf das Jetzt, dass wir Angst vor dem Morgen haben, nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht und der Mensch dann durchdreht.

„Die Entwicklung des Menschen verkommt, wenn er sich anmaßt, sein eigener und einziger Hervorbringer zur sein“. So sagt es Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Sozialenzyklika, die gestern veröffentlicht wurde – wohl nicht von ungefähr vor dem Weltwirtschaftsgipfel ab gestern in L’Aquila /Italien, wo sich die Mächtigen der Welt treffen.

„Caritas in veritate“ – „Liebe im Dienst einer humanen Entwicklung weltweit“ so ist der Titel. Es geht um die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, die nur im Kontext der Gemeinschaft, für die es Verantwortung zu übernehmen gilt, ganz zur Entfaltung kommt. Wenn sie sich von der Liebe geleitet weiß: „Caritas in veritate“, gelingt das.

Die Enzyklika enthält sich pauschaler Urteile über das Wirtschaftsleben. Sie betrachtet differenziert zum Beispiel die Finanzwelt, die Kreditinstrumente, den Wirtschaftswettbewerb, die Unternehmensentwicklung. Sie richtet sich an Unternehmer wie auch an Beschäftigte. Sie findet aber auch klare Urteile in Blick auf Ökologie und Lebensstil.

Es gilt nicht, die Welt schlecht zu reden. Wohl auch nicht so: es soll alles besser werden und alle sollen es besser haben. Alle sollen es gut haben. Das reicht. Dies erhalten wir, wenn wir uns dem Zuspruch und Anspruch Gottes stellen.

In unserem Bistum schauen wir in dieser Woche in besonderer Weise auf gelingendes Leben, wenn wir auf die Frankenapostel in den Blick nehmen.

In der Krypta des neu erstrahlten Neumünsters steht der Schrein der Heiligen. Sie haben mit ihrem Leben in Wort und Tat ein Haus gebaut.

Das Haus steht für Geborgenheit, Frieden, Beheimatung. Wer lange unterwegs war, sehnt sich nach den Wänden, die bergen. Wem das Dach über dem Kopf fehlt, ist den Stürmen des Lebens ausgeliefert. Es tut gut, zuhause zu sein, eine vertraute Atmosphäre um sich zu haben, sich wohl zu fühlen.

Vielen Menschen unserer Tage fehlt das: alt und jung, groß und klein. Du wirst im Leben ja nicht erst mit Fragen überschüttet, wenn du gefestigt dastehst: Wie geht es weiter? Geht das gut? Komm ich durch? Das sind ja die Fragen, die viele in Blick auf die Arbeitswelt beschäftigt.

Getragen wird der Schrein, das Haus der Heiligen, von kleinen Figuren, die über ihrem Körper Spruchbänder tragen mit Zitaten aus den Seligpreisungen, dem Evangelium dieser Heiligen Messe. Der Schrein erzählt vom Lebenssinn und Lebensziel der Heiligen, dass sie in allem Chaos und Durcheinander des Lebens bei Gott geborgen und zuhause sind. Getragen, hochgehalten, wird diese Zusage durch die Menschen, die die Seligpreisungen leben:

Selig, die arm sind vor Gott, die ihr ganzes Vertrauen in Gott legen – ihnen gehört das Himmelreich.

Selig, die keine Gewalt anwenden, die nicht mit irdischen Maßstäben messen – durch sie wird der Himmel sichtbar.

Selig, die Barmherzigen, die ein Herz haben für die Welt – durch sie verwandelt sich ein Stück Erde in ein Stück Himmel.

Wer sich geborgen weiß, spürt, dass ihm Gutes getan und gesagt ist, er gesegnet ist. Nichts anders heißt ja segnen – benedicere – Gutes sagen. Gesegnet zu sein, danach sehnen wir uns, sehnen sich viele Menschen unserer Tage. Damit sind die Probleme nicht gleich vom Tisch, aber das Leben verliert sich nicht im Raum der Maßlosigkeit, sondern erhält den Maßstab der „Caritas in veritate“.

Wo wir in unserem Leben die Seligpreisungen leben, wo wir gleich der kleinen Figuren am Kiliansschrein sie am Leib tragen, wo sie durch uns Hand und Fuß bekommen, wird das, was uns von Gott geschenkt ist, dass wir bei ihm geborgen sind, erfahrbar. So kommt das Haus Gottes auf die Erde, wird der Himmel auf Erden sichtbar. Wo Vertrauen verbreitet wird, ist Leben möglich! Da werden wir zum Segen für die Welt. Da gelingt uns, was uns in unserem Leben aufgetragen ist: „Damit ihr ein Segen seid“.